Barbara Waldis «Wer kennt schon die Zustände, die etwa ein zum Verkauf von Pro-Juventute-Briefmarken oder Wanderkalendern angestellter Schüler durchstehen muss?» So lautet der Schlusssatz in einem der ersten anthropologischen Texte von Boris Boller. Der Artikel «Schwellen und Ängste. Vom Wesen einer Grenze und eines Übergangs» (1990) beginnt bei van Gennep's Übergangsriten und integriert Begriffe wie die Tyrannei der Intimität von Sennett, den Prozess der Zivilisation von Elias und die Analyse zu Nacktheit und Scham von Dürr. Anhand von Darstellungen konkreter Schwellen in Comics-von Dagobert Duck über das «matrimonio infernale» bis hin zu Batman-, anhand auch von Landesgrenzen, ausgehängten Türen in Wohngemeinschaften der 1970er-Jahre oder überwachungstechnischer Attrappen in Warenhäusern, zeigt der Text die Gefahren auf, denen sich Menschen beim Überschreiten von Schwellen drinnen und draussen aussetzen. Ob sich der Autor mit der Vielfalt der satirisch kombinierten Perspektiven einen Ort ‹draussen vor der Tür› schafft, bei dem auch Lesende kaum einen sicheren Halt finden? Misiones hin und zurück: die Geschichte einer gescheiterten Wanderung aus der Sicht von remigrierten Schweizern aus Misiones in Argentinien (1990) ist der Titel seiner Lizentiats arbeit. Darin verarbeitet Boris Boller wohl auch ein Stück Familiengeschichte, die einen Onkel und dessen in Brasilien lebende Familie betrifft. In dieser Abschlussarbeit verbindet Boris Ethno logie und Geschichte, seine Studienfächer neben Journalistik. Er thematisiert Migration aus der Perspektive des Scheiterns, was gerade auch nach dem Fall der Berliner Mauer und während einer Periode enthusiastischer Globalisierung einen unerwartet kritischen Standpunkt beobachtenden Reflektierens erlaubte. Wenn Foucault sinngemäss einmal äusserte, die noble Seite des Wissens sei es, dieses gekonnt in Frage zu stellen, so war auch Boris geadelt von einem stets tastenden, vielfältig zweifelndem und trotzdem von Witz beflügeltem Suchen. Für die sozialanthropologische Diskursanalyse von Medien entwickelte Boris Boller eine breit anerkannte Expertise. Er liebte es seit seiner Zeit als Journalist beim Bund, Leserbriefe zu analysieren. Über dieses Thema sprach er jedoch eher zu später Stunde und in fröhlicher Runde. Seine Dissertation Drogen und Öffentlichkeit in der Schweiz. Eine sozialanthropologische Analyse der drogenpolitischen Kommunikation der 1990er Jahre (2005/2007) zeichnet den Wandel der öffentlichen Drogendiskurse empirisch nach. Diese methodische und thematische Expertise hatte er sich durch seine Forschungen bei und mit Jean Widmer erarbeitet. Die 1990er-Jahre, so schien mir, verbrachte Boris vor allem zwischen Zeitungsstapeln in einem Büro am Institut für Journalismus, im Erdgeschoss der Universität Miséricorde in Fribourg. Rund 120 Tageszeitungen aus allen Sprachregionen der Schweiz durchforschte das Forschungsteam mit statistischen Kriterien während Jahren nach Texten über Drogen. Resultate dieses Forschungsprojektes finden sich etwa in dem von Jean Widmer, Renata Cora...
scite is a Brooklyn-based organization that helps researchers better discover and understand research articles through Smart Citations–citations that display the context of the citation and describe whether the article provides supporting or contrasting evidence. scite is used by students and researchers from around the world and is funded in part by the National Science Foundation and the National Institute on Drug Abuse of the National Institutes of Health.