In den Jahren 1921 und 1922 verübte der rechtsterroristische Geheimbund Organisation Consul (O.C.) eine Reihe von Attentaten 2 auf führende politische Repräsentanten der jungen Weimarer Republik. Reichsaußenminister Walther Rathenau und der frühere Reichsfinanzminister Matthias Erzberger wurden ermordet. Der ehemalige Reichskanz ler Philipp Scheidemann überlebte den Anschlag nur durch Glück. Die Angriffe führten zum Erlass des Republikschutzgesetzes vom 21. Juli 1922 sowie der Errichtung des Staatsgerichtshofs zum Schutze der Republik, welcher die Attentatsserie aufklären sollte. Dieser Versuch, die junge Demokratie mit juristischen Mitteln vor der existenziellen Be drohung von rechts zu schützen, scheiterte nicht zuletzt am Unwillen der republikfeind lichen Justiz. Statt das rechtsextreme Terrornetzwerk hinter den Anschlägen offenzule gen, begnügte man sich in den Prozessen gegen die Attentäter Rathenaus und Scheide manns mit der Aburteilung "fanatischer Einzeltäter" -Tendenzen, die sich auch 100 Jah re später noch im strafjustiziellen Umgang mit rechtsterroristischen Mordanschlägen, et wa im NSU-Prozess oder im Mordfall Walter Lübcke, zeigen. 3 Höhepunkt und bitteres Ende der gerichtlichen (Nicht-)Aufklärung der Attentatsserie von 1921/1922 bildete der Prozess gegen -oder, wie manche meinen, für 4 -die O.C im Oktober 1924, in dem der Geheimbund, der sich den Sturz der ersten deutschen Demokratie zum Ziel gesetzt hatte, von seiner Beteiligung an den Taten freigesprochen und als "vaterländische Schutztruppe" idealisiert wurde.I.