Liefern am Limit. Wie die Plattformökonomie die Arbeitsbeziehungen verändert

Abstract

Infolge der Digitalisierung durchlaufen Arbeitsbeziehungen einen fundamentalen Wandel. Besonders ist dies im Feld der plattformvermittelten Dienstleistungen und speziell der digital koordinierten und kontrollierten Kurierarbeit der Fall. Als neue Branche sind hier noch keine Strukturen etabliert, die die Beziehungen zwischen Arbeit und Kapital anleiten. Damit erlangen Auseinandersetzungen auf der Ebene der Mikropolitik besondere Bedeutung. Der Beitrag analysiert diese mikropolitischen Konflikte zwischen Ridern und Plattformen in den zentralen Spielfeldern: Raum, Umwelt, Informationen und Kommunikation. Dabei zeigt sich, dass die Rider trotz ausgeprägter Heteronomie über Handlungsressourcen verfügen und sogar einige Betriebsräte wählen konnten. Zugleich wehren sich die Plattformen gegenüber weiteren Institutionalisierungen der Arbeitsbeziehungen und versuchen den für sie vorteilhaften Status quo beizubehalten und die ungeregelte Machtasymmetrie zu ihren Gunsten zu nutzen.

Controlling space, controlling labour? Contested space in food delivery gig work

“…Collective action is always ‘a process …of organizing over space’ (Southall, 1988: 466). With the lack of co‐location of the delivery labour process, the workers are spatially fragmented, making the emergence of workers’ voice difficult (Nicholls, 2009; Heiland, 2020): ‘Things are systematically arranged in a way so you do not see each other, so that little bonding can occur. …That's why you have no big protests, no big dissent’ (I26: 184).…”

“…Third, the article shows that form does not follow function. While collective resistances of the riders have been analysed from the perspective of LPT (Woodcock, 2016; Cant, 2019; Tassinari and Maccarrone, 2019; Heiland, 2020), the riders’ everyday micro‐political and resistant practices have been neglected. Instead, the focus is primarily on the control regime, without analysing 'organisational misbehaviour' (Ackroyd and Thompson, 1999) as its flipside.…”

“…(2019: 400) observe that ‘[c]ollective expressions of agency within the Australian food delivery sector were also largely absent’. In Europe, however, platform labour in general and food delivery labour in particular is ‘one of the most vibrant and exciting areas of labour organising’ (Joyce et al ., 2020: 1; see Cant, 2019; Heiland, 2020; Heiland and Schaupp, 2021; Tassinari and Maccarrone, 2019). So far, the focus of analyses has been on visible and collective forms of resistance.…”

Digitale Atomisierung oder neue Arbeitskämpfe? Widerständige Solidaritätskulturen in der plattformvermittelten Kurierarbeit

“…Außerdem bietet er sich als exemplarischer empirischer Bezugspunkt an. Das liegt vor allem daran, dass er sich als organisationale Avantgarde der Plattformökonomie und der entsprechenden Techniken algorithmischen Organisierens identifizieren lässt (Heiland/Brinkmann 2020;Nachtwey/Staab 2019). Im Zuge dieser neuen Produktionsmodelle und deren zwar lokal gebundenen, doch zugleich mobilen und digital vermittelten Arbeitsprozesse stellen sich den Plattformunternehmen neue Herausforderungen der Koordination und Kontrolle, denen sie mit neuen Techniken der automatisierten Steuerung begegnen, die in Zukunft auch für andere Arbeitskontexte von Relevanz sein können (Schaupp/Diab 2019).…”

“…Dabei schaffen die Plattformen Informationsasymmetrien, im Zuge derer sie umfassende Informationen über die Arbeitenden und ihre Leistung erheben und im Gegenzug zentrale Informationen, wie z. B. den Zielort der Bestellungen, nur sukzessive preisgeben (Heiland/Brinkmann 2020). Die teilnehmenden momentum-quarterly.org…”