ZusammenfassungEs ist eine zentrale Aufgabe von Lehrpersonen, Lernende während des Unterrichts individuell zu unterstützen. Im Hinblick auf die Nutzung von Unterstützungsangeboten spielt es eine entscheidende Rolle, wie diese Unterstützung von Schüler*innen wahrgenommen wird. Empirische Studien zeigen, dass die Wahrnehmung des Unterrichts interindividuell stark variiert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Variabilität auf unterschiedliche kognitive und affektiv-motivationale Voraussetzungen von Schüler*innen zurückgeführt werden kann. Bisher liegen jedoch kaum differenzielle Untersuchungen zur Schüler*innenwahrnehmung der Lernunterstützung vor, die systematisch Zusammenhänge mit individuellen Voraussetzungen in den Blick nehmen. An dieser Stelle setzt die vorliegende Studie mit dem Ziel an, mittels eines personenzentrierten Ansatzes zu einem besseren Verständnis unterschiedlicher Bedürfnisse hinsichtlich der Lernunterstützung beizutragen. Mittels latenter Profilanalysen wurden die Daten von 633 Mathematikschüler*innen der vierten Jahrgangsstufe ausgewertet. Auf diese Weise konnten vier verschiedene Schüler*innenprofile identifiziert werden: (1) starkes Profil, mit hoch ausgeprägter Selbstwirksamkeit, hoch ausgeprägter intrinsischer Motivation und hoch ausgeprägtem Vorwissen in Mathematik; (2) motiviertes Profil mit hoch ausgeprägter intrinsischer Motivation, durchschnittlicher Selbstwirksamkeit und geringem Vorwissen; (3) unmotiviertes Profil mit geringer Selbstwirksamkeit, geringer intrinsischer Motivation und mittlerem Vorwissen; (4) überfordertes Profil mit niedrigen Werten aller Variablen. Lernende mit starken oder motivierten Profilen nahmen die Lernunterstützung ihrer Lehrperson positiver wahr als Schüler*innen mit überforderten und unmotivierten Profilen. Diese Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede in der individuellen Wahrnehmung von Lernunterstützung und weisen diesbezüglich auf weiteren Forschungsbedarf hin.