School closures in spring 2020 caused by the COVID-19 pandemic were an unprecedented and drastic event for students, parents, and teachers. The unplanned adaptation of classroom instruction to emergency distance learning was necessary to ensure continued education. In this new learning environment, teachers formed expectations for student academic achievement gains, which in turn affected the opportunities for students to learn. Parents faced new challenges in supporting their children’s learning. According to parenting stress models, such drastic events can be a stress factor for parents, which in turn affects their children’s adjustment. This study analyzed the extent to which parents and teachers affected the perceptions of students in compulsory school toward distance learning through processes at home (individual level) and at the class level with data from multiple informants. On an individual level, the relationship between parents’ perceived threat of COVID-19 and their stress due to distance learning and students’ perceived threat of COVID-19 and their perception of distance learning were examined. Students’ learning behavior was accounted for as a variable related to their perception of distance learning. At the class level, the explanatory character of teacher expectations and class-aggregated achievement gains were examined. Data on students in grades 4 to 8, parents, and teachers in Switzerland were collected with standardized online questionnaires after the period of school closures. A subsample of 539 students, 539 parents, and 83 teachers was analyzed. The results of multilevel structural equation modeling suggested that students had a more positive perception of distance learning if they were able to learn more autonomously (i.e., more motivated and concentrated than in regular classroom instruction) and if their parents felt less stressed in the distance learning setting. Parents were more stressed if they perceived COVID-19 as a threat. Students’ perception of the COVID-19 threat was related to their parents’ perception but did not explain students’ learning behavior. At the class level, if teachers expected high academic achievement gains in distance learning, the average academic achievement gains of a class were greater. The greater the achievement gains were, the more positive the collective student perception of distance learning was.
Zusammenfassung
Bei der Erklärung von herkunftsbedingten Leistungsdisparitäten spielen neben strukturellen Merkmalen familiäre und schulische Prozessmerkmale eine wichtige Rolle. Die vorliegende Studie versucht, den Zusammenhang zwischen dem elterlichen Ausbildungsniveau und Leistungen in Deutsch und Mathematik mittels Selbstwirksamkeitsüberzeugungen zur Lernunterstützung und Unterstützungshandlungen von Eltern sowie mittels Leistungserwartungen von Lehrpersonen zu erklären. Die Ergebnisse von Strukturgleichungsmodellen und Mediationsanalysen zeigten, dass der Zusammenhang zwischen dem elterlichen Ausbildungsniveau und den Leistungen in beiden Fächern durch Leistungserwartungen von Lehrpersonen sowie im Fach Deutsch durch elterliche Selbstwirksamkeitsüberzeugungen und Leistungserwartungen von Lehrpersonen (multiple Mediation) erklärt wird. Die Analysen wurden für zwei Gruppen (einsprachige und fremd- bzw. mehrsprachige Schülerinnen und Schüler) durchgeführt. Leistungsdisparitäten zwischen einsprachigen und fremd- bzw. mehrsprachigen Kindern wurden nicht durch unterschiedliche Zusammenhänge zwischen den Konzepten, sondern durch Mittelwertunterschiede in bestimmten Variablen erklärt.
ZusammenfassungDie COVID-19 Pandemie führte im Frühling 2020 zu einer unerwarteten flächendeckenden Unterbrechung des Präsenzunterrichts in allen Schulen der Schweiz und zur Einführung von Fernunterricht. Durch die Verlagerung des Unterrichts in die Familie könnten die ungleichen familiären Ressourcen zu einer Verstärkung der Herkunftseffekte auf den Lernzuwachs der Schüler*innen führen. Wie sehr hatten der sozioökonomische Status und die Familiensprache von Schüler*innen einen Effekt auf den Lernzuwachs während des Fernunterrichts? Diese Frage wurde mit einer Stichprobe von 1321 Schüler*innen, 851 Erziehungsberechtigten und 108 Klassenlehrpersonen aus der Nordwestschweiz, die im Juni/Juli 2020 einen Online-Fragebogen ausfüllten, bearbeitet. Ein Pfadmodell mit Berücksichtigung der Mehrebenenstruktur der Daten zeigte vergleichbare Ergebnisse für die Primarstufe und die Sekundarstufe I sowie für Mädchen und Jungen. Der sozioökonomische Status erklärte den Lernzuwachs im Lehrpersonenurteil vermittelt über das Leistungsniveau der Schüler*innen (Lehrpersonenurteil). Die Familiensprache hat einen indirekten Effekt über das Leistungsniveau der Schüler*innen auf den Lernzuwachs. Das Leistungsniveau der Schüler*innen, die Selbstwirksamkeitserwartung der Eltern und die Verfügbarkeit eines ruhigen Lernortes im Schülerurteil erklären, vermittelt über das Lernverhalten im Elternurteil, den Lernzuwachs der Schüler*innen. Das Modell liefert eine Erklärung zu Bildungsungleichheit während des Fernunterrichts. Allerdings sind in den vorliegenden Daten die Effekte des sozioökonomischen Status und der Fremdsprachigkeit auf den Lernzuwachs nicht stärker als in vergleichbaren Studien zur Situation vor der Pandemie. Die wenigen Wochen Fernunterricht haben daher möglicherweise weniger zu einer Verstärkung der Bildungsungleichheit beigetragen als befürchtet.
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