Zusammenfassung. Der vorliegende Beitrag stellt einen Bezug zwischen der Forschung zur sozialen Kognition und zum Textverstehen her, indem argumentiert wird, dass Theorien und Methoden der Textverarbeitung sich in besonderem Maße dazu eignen, den Prozess der Verarbeitung von Personinformationen zu verstehen. Zunächst wird gezeigt, dass Forschung zu Gedächtnis- und Eindrucksbildungsprozessen über Personen fast durchgängig sprachliches Material verwendet, das aus einer listenförmigen Aneinanderreihung von Aussagen über Personmerkmale besteht. Forschung auf dem Gebiet des Textverstehens zeigt dagegen, dass die sprachlichen Mittel der Aussagenverknüpfung grundlegend für die Verarbeitung sind, denn durch Sie werden die Einzelaussagen zueinander in Beziehung gesetzt und hierarchisch geordnet. Es wird argumentiert, dass die Analyse der Eindrucks- und Urteilsbildung aus Textbeschreibungen einen besseren Zugang zu Prozessen der sozialen Informationsverarbeitung gestattet, weil dieser der Komplexität von Beziehungen zwischen Merkmalen und deren kognitiver Repräsentation Rechnung trägt. Für einen adäquateren theoretischen Rahmen sind die vorherrschenden Netzwerkmodelle zur Repräsentation von Personinformationen mit Ansätzen des Textverstehens zu verbinden, die über assoziative Verbindungsstärken hinaus qualitative Spezifikationen von Aussagenverknüpfungen zulassen.