C h e i r a n t h u s C h e i r i , der in unseren Garten so haufig anzutreffende Goldlack, spielte in fruheren Zeiten eine gewisse Rolle als Medizinalpflanze. P 1 i n i u s und D i o s c o r i d e s erwahnen sie in ihren Werken, und auch in den Schriften des Mittelalters wird sie genannt. So findet sich die Pflanze in der ersten amtlichen Pharmas kopoe, dem Dispensatorium des Cordus, namentlich aufgefuhrt, und in Bocks Krauterbuch aus dem Jahre 1577 und im Tabernaemontanus wird die arznciliche Anwendung von Saften aus dieser Pflanze emps fohlcn. In den nachfolgenden Jahrhunderten geriet die Droge aber vollkomrnen in Vergessenheit, und daran vermochte auch der Befund von R e e b und S c h l a g d e n h a u f f e n im wesentlichen nichts zu andern, die im Jahre 1896 im Goldlack einen herzwirksamen Stoff am biologischen Objekt nachweisen konnten. R e e b vermochte sogar zwei Jahre spater das herzwirksame Prinzip zu isolieren, das er als ein Glykosid erkannte und Cheiranthin nannte. In der Folge war eine Re;he von Forschern wie W a g n e r (1908), S c h n e i d e r (1910) und S c h ii t z (1914) bemiiht, das von R e e b angegebene Cheiranthin aus des Pflanze zu erhalten, urn es einer genauen chemischen Analyse zu unterwerfen, es gelang ihnen allen aber nicht, diesen Korper aufs zu'inden, statt dessen isolierten sie ein Senfolglykosid, von ihnen Glucocheirolin genannt, eine dem Sinalbin aus S i n a p i s a 1 b a analoge Verbindung, die aber auch nicht die Spur einer Herzwirkung zeigte. Auf Grund der letztgenannten Arbeiten halt es W e h m e r in seiner n .-uen Ausgabe der ,,Pflanzenstoffe' (1929) fur wahrscheins iich, daB das Cheiranthin R e e b s mit dem Glucocheirolin identisch sei, doch scheint diese SchluBfolgerung in Anbetracht der unterschieds lichen pharmakologischen Wirkung der von R e e b isolierten Substanz und dem 7 7~ den andcren Autoren isolierten Glucocheirolin mehr als gewagt. LTm die in der Literatur bestehenden Unstimmigkeiten aufs zuklaren, versuchten wir, das herzwirksame Prinzip auf chemischs analytischem und pharmakologischem Wege zu ermitteln.Wir waren zunachst bemiiht, das herzwirksame Glykosid unter Einhaltung der von R e e b angegebenen Methoden aus den entfetteten Samen zu isolieren. Wir hatten zunachst den gleichen MiBerfolg wie die oben zitierten Autoren. Bei Beachtung gewisser Kautelen, die von R e e b nicht eigens aufgefiihrt, von uns aber nach langen Vera suchen gefunden worden sind, gelang es, ein amorphes gelblichlbraunes Pulver zu erhalten, das dem Cheiranthin R e e b s entsprechen diirfte.Bei der Isolierung der herzwirksamen Substanz gingen wir so vor, da8 wir die mit Petrolather entfetteten Samen mit der zehnfachen Menge 9096igen Alkol hols extrahierten, wobei wir die in der pharmazeutischen Praxis bei der Herstel: lung von Tinkturen geiibte Methode anwandten. Der PreBsaft wurde dann bis zur Klarung filtriert, und das alkoholischdFiltrat imVakuum abdestilliert. Zuriick Archiv und Berichte 1932. 6
