A 11 g e m e i n e o r g a n i s c h e C h e m i e.Die rapide Entwicklung der organischen Chemie in den letzten 40 Jaliren hat C. G r a e b e in einem zusammenfassenden Vortrage gelegentlich der Jubi-1aumssitzung der Deutschen Chemischen Gesellschaft geschildertl).L o u i s H e n r y 2 ) veroffentlichte die experimentellen Unterlagen fur seine Ansichten iiber die Identitat der vier Einheiten chemischer Wirknng des Kohlenstoffatoms. Die Anschauung, daB die Wirkungseinheiten des Kohlenstoffatoms gleichwertig sind, hstte H e n r y bereits im Jahre 1888 ausgesprochen; diese Theorie ist jetzt allgemein anerkannt. Die nunmehr publizierten Untersuchungen erstrecken sich auf Fliichtigkeit, Dichte, Brechungsvermogen, Ausdchnung, Erstarcungspunkt usw. der vier moglichen Nitromethane und Acetonitrile verschiedenen Ursprunges. Beitrage zur Theorie der alkoholischen Garung lieferte W a 1 t e r L o b 3). Die friiher vertretene Anschauung, daB der Abbau des Zuckers bei der Giirung uber Glycerinaldehyd, Glykolaldehyd und Formaldehyd fiihre, mu13 aufgegeben werden, da sich Aldehyde als Zwisclienprodukte in den Garungsfliissigkeiten niemals nachweisen lie13en. L o b ist nunmehr der Ansicht, daB der Zucker unter der Wirkung des Enzyms zunachst entpolymerisiert wird und dann in labile (CO, H2.) Reste zerfalle, deren bestandige, aber in der Garung nicht auftretende Form der Formaldehyd sei : zwischen dieeen ungesattigten Resten, die dem direkten Zuckerzerfall entstammen, sollen Alkohol und Kohlensaure durch Synthese unter Energielieferung entstehen. Die erforderlichen Reaktionen sind kunstlich durchfuhrbar, wenn man von Kohlenoxyd und Wasserstoff ausgeht. Die Einzelumsetzungen lassen sich in folgender Gleichung zusammenfassen : Die abermals erhobene Frage, ob die Enzyme des PreBsaftes, welcher die alkoholische Giirung bewirkt, in irgend einer Weise noch als lebend zu bezeichnen seien, wird von E. 3 u c h n e r entsprechend seinem stets vertretenen Standpunkte wiederum verneinend beantworteta). Von erheblichem biochemischen Interesse ist eine Beobachtung H. J. H. F e n t o n s 5 ) , welchem es gela.ng, die Reduktion der Kohlensiiure zu Formaldehyd bei n i e d e r e r Temperatur in wasseriger Losung zu bewirken, so daB wir jetzt die Zuckersynthese bei derselben Temperatur wie die lebende Pflanze ausfiihren konnen. F e n t o n loste das schon oft in Angriff genommene Problem daduroh, da13 er metallisches Magnesium auf eine wiisserige Kohlendioxydlosung einwirken lieB : die hierbei 3CO + 3H2 = CH, . CHB OH + CO2 . 1 ) Vgl. Berl. Berichte 40, 4638ff. 2),Bll. Acad. roy. Belg. 1907, 722. 3) Z. f. Elektrochem. 13, 511. 4) Vgl. Biochem. Zeitschr. 4, 215. 6) J. chem. soc. 91, 687.