Man konnte annehmen, daB Angaben uber die Terpentindgewinnung in Polen lediglich ein geschichtliches Interesse hatten, indem wohl mit RRcht von russisch-pobher Wirt-.schaft keine chemisch-technischen Off enbarungen zu erwarten sind. Die Sache liegt aber insofern etwas anders, .ah bei niiherer Betrachtung die Arbeitsweise doch nicht so .ganz roh ist, ferner zu bedenken ist, da13 in Deutschland meines Wissens Terpentinol uberhaupt nicht hergestellt wird, und wir so immerhin in die Lage kommen konnten, statt fertig ausgebildete Verfahren herzubringen, auf dem Vorhandenen aufbauen zu mussen. Zudem hat S c h e 1 e n z cine Arbeitl) tiber denselben Gegenstand veroffentlicht, die wegen ihrer Unvollkommenheitsie stiitzt sich auf Angaben dritter, die dem Verfasser selbst liickenhaft und unklar erscheinenunmoglich unerganzt bleiben konnen.Eine Richtigstellung ist mir moglich geworden, weil ich Fig. 1. Horizontalschnitt des ,,polnischen" Ofens.aelbst einen bestehenden Betrieb bei der Arbeit eingehend atudieren und ferner genaue Angaben uber die Bauart und Verbreitung der einzelnen ofen erhalten konnte.Danach handelt es sich bei den betreff enden Betrieben rum die Gewinnung von Terpentinol, Teer und Holzkohle aus den Wurzeln von Kiefern (Stubben). Diese Stubben sollen nach der Fallung des Baumes moglichst lange im Boden verbleiben, und zwar 10-15 Jahre; je langer, desto ergiebiger .SOU die Ausbeute an Terpentin sein. Nur im Forst von Bialowics sollen die Wurzeln so ,,fett" sein, daB eine Verarbeitung schon nach 2 Jahren moglich ist. Die &uBeren Schichten der Stubben sind natiirlich dann verfault und miissen durch Abkratzen entfernt werden. Die trockene Destillation vollzieht sich nun nach 2 Verfahren, entweder im ,,polnischen" oder im ,,russischen" Ofen.Der ,,polnische" Ofen ist das altere System. Die Skizzen 1 und 2 geben die Konstruktion schematisch wider. Daiiach handelt es sich um einen Rundofen, dessen Hochst-maBe ubrigens 4,20 m Durchmesser und 4,20 m Hohe be-.tra en, mit einem unteren, fast senkrecht aufsteigenden atarke Mauer gebildet und geht b h zur Halfte der Gesamthohe, wahrend die Kuppel nur einen Stein stark ist. Zu beiden Seiten der Arbeitstiir F , befinden sich die beiden Feuerungen F und F,, deren Feuergase in wagerecht verlaufende Kanaje eintreten, am gegeniiberliegenden Ted der Ofenwandung durch senkrecht aufsteigende KanLle hoch-Te' I f und einer Kuppel. Der erstere ist durch eine 3 Steine 1) Ang. Chem. 29, I, 249 (1916). Angew. Chem. 1916. AufsatEtell (L Band) . I I Nx. i9. gefiihrt und durch einen zweiten wagerechten Kana1 auf beiden Seiten zuriickgefiihrt werden, um zuletzt in den Schornstein zu gelangen, der sich etwa iiber der Arbeitstiir F , befindet. Die Sohle des Ofens ist nach der Mitte zu mit Gefhlle versehen und gestattet dem sich sammelnden Teer mittels eines Kanales den Austritt nach auBen. Nach Ftillung des Ofens mit Stubben werden die Feuerungen in Gang psetzt, natiirlich mit Holz. 3-4 Tage lang geht mit dem Wasserdampf Terpentinol uber, und zwar durch eine seitliche Uffnung in der Kuppel o...
