Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel: Es werden die wichtigsten Wirkfaktoren erfolgreicher psychosozialer Behandlungen von Patienten mit einer Komorbidität von psychischen Störungen und Sucht (Doppeldiagnosen) herausgearbeitet. Material und Methoden: In den wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, PsycINFO und Web of Science wurden neuere Metaanalysen und umfassende Übersichtsarbeiten zur Wirksamkeit psychosozialer Behandlungen bei Doppeldiagnose-Patienten gesucht und aus deren Ergebnisse das vorliegende „narrative review“ erarbeitet. Dabei wird näher auf die Studienergebnisse zu schweren und zu leichten Formen von Komorbidität eingegangen. Ergebnisse: Integrative, gestufte Behandlungsprogramme, die störungsspezifische Interventionen kombinieren, sind Kontrollgruppen (z. B. Wartegruppen, Standardbehandlungen) meistens, bzw. anderen aktiven Behandlungen (z. B. Psychoedukation) manchmal in den drei Ergebnisbereichen (Sucht, psychische Störung und Funktionsniveau) überlegen. Erfolgreiche Behandlungsprogramme enthalten meist motivierende Gesprächsführung, kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionen, substanzkonsumbezogene Interventionen wie Rückfallprävention oder Kontingenzmanagement und/oder Familieninterventionen. Schlussfolgerung: Die Heterogenität der Patienten-, Behandlungs-, Settings- und Ergebnismerkmale erschweren allgemeingültige Schlussfolgerungen über die Wirksamkeit psychosozialer Behandlungen. Bei Patienten mit Doppeldiagnosen sind integrierte Behandlungsangebote am erfolgversprechendsten.