Zusammenfassung
Ziel der Studie Betroffene mit chronisch entzündlicher
Darmerkrankung (CED) sind durch die spezifische Krankheitssymptomatik oftmals in
ihrer beruflichen Teilhabe und Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt.
Ziel war eine Exploration ihrer berufsbezogenen Problemlagen und
Unterstützungswünsche sowie die Ableitung bedarfsgerechter
Unterstützungsangebote für den rehabilitativen Sektor.
Methodik 235 CED-Patienten (97 Rehabilitanden, 138 in ambulanter
fachärztlicher Betreuung) bearbeiteten einen
Selbstausauskunftsfragebogen, der krankheitsspezifische Belastungen,
arbeitsbezogene Sorgen und den Bedarf an Unterstützungsangeboten
ermittelte. Die subjektive Prognose der Erwerbsfähigkeit (SPE) wurde mit
der SPE-Skala erfasst.
Ergebnisse Die Studienteilnehmer waren im Mittel 46 Jahre alt, 60%
waren Frauen, 45% litten an Morbus Crohn, 67% waren in Vollzeit
erwerbstätig. 72% (N=170) wiesen Anzeichen einer
negativen Erwerbsprognose anhand der SPE-Skala auf. Sie berichteten im
Durchschnitt 12 krankheitsspezifische und 22 arbeitsbezogene Probleme und Sorgen
im Berufsleben. Krankheitssymptome, die das Berufsleben von etwa jedem zweiten
Befragten fast täglich belasten, waren Beeinträchtigungen durch
Müdigkeit (66%), Schwäche (55%) sowie Stuhldrang
(55%). Zu den drei häufigsten arbeitsbezogenen Problemen, von
denen mehr als jeder zweite Teilnehmer beinahe jeden Tag betroffen ist,
zählen: eine verringerte Leistungsfähigkeit (56%), die
Sorge nicht mehr voll leistungsfähig zu sein (55%) sowie
Arbeitsdruck und Stress am Arbeitsplatz (53%). Als wichtigste
arbeitsbezogene Unterstützungsangebote nannten die Befragten
Informationen, Beratungen oder Schulungen zu den Themen Krankheitswissen
(91%), Behandlungsmöglichkeiten (88%), sozialrechtliche
Leistungen (85%) sowie Bewegungsangebote zur Steigerung der
körperlichen Fitness (84%).
Schlussfolgerung Die Studienergebnisse zeigen eine große
Bandbreite von Problemen im Arbeitsleben von CED-Betroffenen und
veranschaulichen die Vielfalt körperlicher und psychosozialer
Beeinträchtigungen. Die Daten liefern wichtige Anhaltspunkte für
die Entwicklung von bedarfsgerechten Unterstützungsangeboten, die in
einem multimodalen und interdisziplinären Setting wie dem
Rehabilitationssektor gut adressiert werden können. Dazu sollte das
Spektrum bestehender Angebote in der CED-Reha erweitert, ein stärkerer
Berufsbezug während der Rehabilitation hergestellt sowie ein
standardisiertes Screening auf berufsbezogene Probleme implementiert werden.