Zusammenfassung
Einleitung Alkoholkonsum in der Schwangerschaft birgt viele Risiken
für das ungeborene Kind. Trotz präventiver Maßnahmen
konsumieren manche Schwangere Alkohol. Diese Untersuchung zielt darauf ab,
mögliche Gründe für den Konsum in der Schwangerschaft zu
identifizieren und die Zuschreibung der Expert:innenrolle an medizinisches
Fachpersonal durch die Betroffenen zu beleuchten.
Material und Methoden In dieser Untersuchung wurden 9 Diskussionsthreads
aus Onlineforen zum Thema Alkoholkonsum in der Schwangerschaft mit insgesamt 115
Diskussionsteilnehmern mittels Grounded Theory analysiert. Die diskursive
Validierung der Ergebnisse erfolgte im Forschungsteam.
Ergebnisse Es zeigte sich, dass die persönliche Definition der
Mutterrolle Einfluss auf das Konsumverhalten hat. Frauen, die sehr um das
Kindeswohl besorgt waren, konsumierten gelegentlich in Stresssituationen oder
bei sozialen Anlässen, berichteten aber häufig über ein
nach dem Konsum auftretendes schlechtes Gewissen. Frauen, die eigene
Bedürfnisse stärker gewichteten, konsumierten eher aus Genuss
oder weil sie sich durch Verbote bevormundet fühlten. Als
förderliche Faktoren für die Zuschreibung der Expert:innenrolle
an Gynäkolog:innen wurden eine Arzt-Patientenbeziehung auf
Augenhöhe sowie eine ausführliche, non-direktive
Aufklärung identifiziert. Als hinderlich zeigte sich dagegen eine
paternalistische Haltung und das Aussprechen von Verboten.
Diskussion Bei allen Frauen zeigte sich ein hoher Informationsbedarf zum
Thema Alkoholkonsum in der Schwangerschaft. Die Arzt-Patienten-Beziehung scheint
in der Informationsvermittlung eine wichtige Rolle zu spielen. Zudem wurde
deutlich, dass der Unterstützungswunsch bei Frauen, die eine Abstinenz
anstreben, nicht ausreichend erfüllt wird.
Schlussfolgerung Der Alkoholkonsum in der Schwangerschaft sollte in der
Betreuung aller Schwangeren regelmäßig angesprochen werden.
Neben einer Aufklärung über die Risiken des Konsums sind
Informationen zu Unterstützungsangeboten relevant.