Die Karte als Operations- und Imaginationsmatrix. Zur Geschichte eines Raummediums

Dünne, Jörg; Döring, Jörg; Thielmann, Tristan

doi:10.14361/9783839406830-001

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“…[…] [T]erritories are produced by the overlaying of inscriptions we call mappings" (Pickles 2004, 5). Eine Karte ist also ein papierner Index von räumlichen Indices, der eine doppelte Artikulation aufweist (Schäffner 1997;Dünne 2008;. Zum einen ist eine Karte ein Mediendispositiv der Territorialisierung und Ökonomisierung von Raum.…”

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22. Kartographisches Schreiben und kartographische Imagination

Italiano¹

2015

Handbuch Literatur &Amp; Raum

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An einer paradigmatischen Stelle des Orlando furioso (1516-1532) beschreibt Ariost die Seereise des christlichen Ritters Astolfo wie folgt: "girato da l'India all'Inghilterra / tutto avea il lato destro della terra" [nachdem er von Indien bis nach England / die ganze rechte Seite der Erde umkreist hatte] (1976, XXII, 24) (→ 31. Die ‚Neue Welt'). Auf den ersten Blick scheinen diese Verse völlig verständ-lich zu sein. Bei genauerer Betrachtung stellen sich jedoch Zweifel ein: Inwiefern kann man ‚die ganze rechte Seite der Erde' umsegeln? Aus welcher Perspektive kann man ‚l'India' (Indien bzw. Asien) zur rechten Seite der Erde und England der linken Seite zuordnen? Und wo fängt dieses ‚Links' überhaupt an? Auch wenn man nicht wüsste, dass Ariost die Welt des Furioso auf der Cosmographia Universalis (1507) von Martin Waldseemüller und z. T. auf der ovalen Weltkarte (1507-1508) von Francesco Rosselli mit höchster und vergnügter Akribie konstruierte (Doroszlaï 1998), wäre anzunehmen, dass eine mappamundi, eine zweidimensionale Projektion der gesamten Erde dieser poetischen Aussage zugrunde liegt (Italiano 2012). Astolfo kann sich von rechts nach links bewegen, weil er wie ein Zeigefinger auf einer Karte (auf einer tabula) kursiert, die genordet ist. Diese Vorstellung ist allerdings weniger selbstverständlich für das frühe 16. Jahrhundert. Die konventionelle kartographische Ausrichtung der Welt-Karten war nämlich spätestens seit dem 7. Jahrhundert -seit der von Isidor von Sevilla entworfenen TO-Karte -eine ‚wahre' Orientierung, eine Ausrichtung nach Osten. Erst mit der Wiederentdeckung von Klaudius Ptolemaios' Geographie zu Beginn des 15. Jahrhunderts und der darauf folgenden Herstellung von Karten nach dem genordeten Schema des alexandrinischen Gelehrten (Roberts 2013) wurde die übliche, solarmythologische Ostrichtung langsam verabschiedet. Die berühmteste und ausführlichste Weltkarte des 15. Jahrhunderts ist allerdings keine nordorientierte, sondern die südorientierte mappamundi des Fra Mauro. Ariosts Verse suggerieren uns letztendlich ein mehrfach ‚kartographisches Schreiben', schließlich zeigt sich in jener ‚rechten Seite der Erde' nicht nur, wie die Literatur die Transformationen des räumlichen Denkens und der Raumpraktiken einer Epoche darstellt, sondern auch wie die Schrift, die dichterische Sprache per se, bestimmte fundamentale Strukturen und Funktionen der kartographischen Brought to you by | Stockholms Universitet Authenticated Download Date | 7/26/15 11:40 PM

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22. Kartographisches Schreiben und kartographische Imagination

Italiano¹

2015

Handbuch Literatur &Amp; Raum

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Zur Wissensgeschichte von Geografie und Kartografie. Einleitung

Holtorf

2017

Ber Wissenschaftsgesch

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Im Jahr 1781 behaupteteI mmanuelKantinder Kritik derr einen Ve rnunft,dassR äumlichkeit eine Bedingungder Mçglichkeit vonErfahrung sei. 1 Dies schien ihmjedochnur unterder Bedingungm çglichzusein, dass "Raum" selbstkeinempirischer Begriff, sondern eine "reine"Anschauung, eine Vorbedingung jederW ahrnehmung ist. Räumlichkeit warf ürK antn icht objektiv erkennbar,s ondern einA priori desE rkennens.E rv erstand "Raum" deshalb-ebenso wied ie Zeit-a ls Gegenstand subjektiver Empfindungen undsymbolischvermittelterW ahrnehmungen.Andersgesagt: Diehistorische Erfahrung vonRäumen warfürKantsozialgeformt undindividuell veränderlich. DieseErfahrungm achten auch Geografenund Kartografen.M it Beginn derN euzeit çffneten siesichfürneuegrafische Mçglichkeiten. Ihre Fragestellungen verändertensich: Nichtm ehrdie gesamteO rdnung derW elts olltea bgebildetw erden, sonderna uchd ie Thematisierung einzelnerT eile undkonkreter Aspektekam in Betracht.Knapp hundert Jahrev or Erscheinen der Kritik derr einenV ernunft hatted er englischeA stronomu nd KartografEdmond Halley dieersteW eltkarte verçffentlicht, aufder dieLandmassender Kontinente nurnochinUmrissenabgebildet warenund stattdessendie aufden Ozeanen vorherrschendenW indrichtungeni mV ordergrund standen. Er stelltes ie mitH ilfe von kleinenS trichendar. 2 Halleysa bstrakte Arbeit,e ined er ersten thematischen Kartend er Geschichte, solltedie physischeGeografie nichtvollständig wiedergeben, sonderndynamische meteorologischeV erhältnissez usammenfassenu nd veranschaulichen.E in Jahrhundertspäterund fünf Jahrenachder Verçffentlichung vonKants Werk publizierteder schottischeV olkswirtW illiam Playfair diee rste Grafik,d ie aufs tatistisch ermittelten Wirtschaftsdaten beruhte: auch siev isualisierte abstraktes Wissen aufräumlicheW eise. 3 Diet hematische Kartografie standn un kurz vori hrem großen Aufstieg währendd er ersten Hälfte des19. Jahrhunderts. 4 Kant,d er selbst Geografw ar,h atte sich "vond er empirischenG eographiez ue iner Geographie derV ernunft" bewegt. 5 SeineE rkenntnis, dass Räumlichkeit keine Eigenschaft derD inge selbsti st,s cheint in einemg ewissenZ usammenhangz ur Entwicklung dert hematischenK artografie zu stehen:E rgebnissed er realen oder symbolischenV ermessungd er Erdoberflächeh attenk eine Prioritätm ehrg egenüberK arten, died urchschnittliche Wetterbedingungen oder Einkommensverteilungenz eigten. DieB andbreite derkartografischenDarstellungsmçglichkeitenstieg enorman, denn so wieRäumenach Kant alss innlich-empirische Vorstellungen galten,sol ießensicha ucha lle anderen Vorstellungen räumlich darstellen. 6 Karten wurden,wie J. BrianHarleyzugespitztformulierte,n ichtsa nderes als" graphicr epresentations that facilitate as patial understandingo f things,concepts, conditions,processes,oreventsinthe humanworld." 7 Dieser neue kartografische Raumk onntes icha uchv erändern. Carl Ritter,e iner der Begründer derw issenschaftlichenG eografie,b ehauptetes chon 1834, dass Beschleuni

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Geopolitik: Vom ›Platz an der Sonne‹ zum ›Volk ohne Raum‹

Werber¹

2014

Erster Weltkrieg

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Die Karte als Operations- und Imaginationsmatrix. Zur Geschichte eines Raummediums

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22. Kartographisches Schreiben und kartographische Imagination

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Zur Wissensgeschichte von Geografie und Kartografie. Einleitung

Geopolitik: Vom ›Platz an der Sonne‹ zum ›Volk ohne Raum‹

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