Zusammenfassung
Hintergrund
Menschen haben das Bedürfnis, für die Vorkommnisse in ihrem Leben eine Erklärung zu finden. Dies gilt insbesondere in Bezug auf Widerfahrnisse, die die gesamte Existenz beeinträchtigen, das Selbstwert- und Identitätserleben gefährden. Der chronische Schmerz ist eine solche Erfahrung. Die Suche nach dem Warum der Schmerzen ist v. a. durch die Erwartung motiviert, dass auf die Ursachenfindung eine Ursachenbehebung in Form einer den Schmerz auflösenden Therapie folgen möge. Diese Erwartung, die an die Medizin gerichtet wird, ist oftmals berechtigt. In den letzten Jahrzehnten ist es gelungen, grundlegende Mechanismen der Schmerzentstehung und -verarbeitung zu verstehen und auf diese einzuwirken. Trotz dieser Erfolge bleiben viele chronische Schmerzerfahrungen aber auch heute noch schwer erklärbar, vor allem schwer beherrschbar.
Ziel
Im vorliegenden Beitrag wollen die AutorInnen zeigen, dass es gerade bei chronisch schmerzkranken Menschen wichtig ist, eine Fixierung auf die Frage nach dem Warum zu vermeiden.
Methode
Zunächst wird beschrieben, auf welche Weise sich die Orientierung am Ursache-Wirkungs-Schema, bei aller prinzipiellen Berechtigung im medizinischen Kontext, auch negativ auswirken kann. Anschließend wird durch den Rückgriff auf zentrale Thesen des Existenzphilosophen Albert Camus die Bedeutung der Wozu-Perspektive aufgezeigt. An einem Fallbeispiel wird weiter veranschaulicht, wie dieser Perspektivwechsel im Rahmen einer therapeutischen Behandlung erfolgen kann.
Ergebnisse
Folgender Wechsel der Perspektive wird empfohlen: Die vergangenheitszentrierte Suche nach dem Warum sollte hinter die zukunftsorientierte Suche nach dem Wozu eines Weiterlebens mit chronischem Schmerz zurücktreten.