ZusammenfassungDas Phänomen der Messergewalt steht immer wieder im Fokus öffentlicher und kriminalpolitischer Debatten. Dennoch hat sich die kriminologische und forensische Forschung im deutschsprachigen Raum vergleichsweise wenig mit dem Phänomen beschäftigt. Der internationalen Forschung sind dagegen Erkenntnisse zu Risikofaktoren, Motivationen und Charakteristika von Messergewalt zu entnehmen. Der vorliegende Artikel will einen Beitrag zur Untersuchung dieser Faktoren im nationalen Kontext leisten. Dazu werden Ergebnisse einer empirischen Untersuchung von Daten zu Messergewalt aus Rheinland-Pfalz berichtet. Ausgehend von einer Erhebung des Ministeriums der Justiz Rheinland-Pfalz wurden zu diesem Zweck Urteilstexte von insgesamt 452 rechtskräftig wegen schweren Gewaltdelikten abgeurteilten Personen ausgewertet. Dabei wurden die beiden Subgruppen Messergewalt und schwere Gewalt ohne Messereinsatz hinsichtlich Variablen aus den Kategorien Sozialdaten, Gewalt und psychische Gesundheit ausgewertet. Die Ergebnisse zeigten, dass sich die beiden Subgruppen hinsichtlich der Sozialdaten überwiegend ähneln, jedoch in den Bereichen Gewalttatverhalten, Viktimisierungserfahrungen und psychische Gesundheit unterscheiden. Dabei konnten insbesondere Zusammenhänge zwischen Messergewalt und eigenen Viktimisierungserfahrungen, der spezifischen Gewaltausübung im sozialen Nahraum, den psychischen Vorbelastungen sowie hinsichtlich eines missbräuchlichen Alkoholkonsums gefunden werden.