Andreas Reckwitz, Die Erfindung der Kreativität. Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung

Abstract

überzeugender Begriff von sprachlichen Regeln (‚Gewöhnung' ist hier schlicht falsch). Auffällig ist weiterhin die schon erwähnte überraschende ‚Ausdünnung' der letzten Kapitel, von denen der Leser die angekündigten Ergebnisse der korpusstilistisch und kognitionswissenschaftlich basierten Untersuchungen erwartet hatte.Die Orientierung an den trügerischen Verheißungen kognitivistischer und korpusstilistischer Ansätze und eine sprachtheoretisch-philosophische und wissenschaftstheoretische ‚Enthaltsamkeit' führten Ralph Müller zu einer materialreichen und gut gemeinten, letztlich aber extrem positivistischen textwissenschaftlichen Position. Um es ‚jargonträchtig metaphorisch', also nicht wirklich ‚kreativ metaphorisch' zu formulieren: Zur Schleifung dieser kognitivistisch-korpusstilistischen Sandburg der empirischen Literaturwissenschaft braucht man keine Kavallerie zu schicken.

Creativity and genius as epistemic virtues: Kant and early post‐Kantians on the teachability of epistemic virtue

“…(This will also have implications for the question as to whether being a genius can be counted as an epistemic virtue at all; Baehr 2018, for example, is sceptical here). Because the ideal of creativity is so deeply inscribed into the personae of artists, scientists, philosophers, and engineers—and many other groups (Andreas Reckwitz [2012] has argued that a “creativity imperative” belongs to the signature features of modernity)—it is tempting to look into the question of how the requirement of teachability functions with respect to more ambitious claims relating to creativity, with “genius” being a key challenge in this context.…”

“…Zooming in on Kant's contribution to our conception of genius in science transports us into a particularly fertile moment in intellectual history. Probably no philosopher has done more for shaping our ideas of the personae of the modern scientist and the philosopher than Kant: he stimulated the institutionalization of a philosophically founded ideal of scientificity in the form of the modern research university, established our notions of science and natural science, and stimulated a discourse that led to a universal creativity imperative (see Reckwitz 2012) in the arts, but also in science and philosophy, and to a strong focus on education as a theoretical argument and as an issue for practical implementation. At the very moment when our modern notion of science has been conceptually clarified and institutionally installed, the typical dilemma of education is inscribed into this very notion of science: we are required, according to Kant (and even more according to his successors), to implement scientificity in our institutional practice, with its basis in rules and their precision, but in a context in which the transgression of rules is deemed at least as important as the safeguarding of rules.…”

Kultur interdisziplinär – eine Kategorie in der Diskussion

“…Ausgehend von dieser Frage wird ein Wandel von Lebensstilen rekonstruiert, die zunehmend ästhetischer werden und dem Ideal der Singularität verpflichtet sind. Als Grundlage dieser Entwicklung wird die Universalisierung ästhetischer Praktiken, deren Heraustreten aus Kunstkontexten und Diffundieren in andere soziale Bereiche ausgewiesen (Reckwitz 2012a;Reckwitz 2012b).…”

Arbeitsverhältnisse von Modedesigner/inne/n. Zur geschlechtsspezifischen Logik der Modebranche

“…Modearbeit kommt daher ein symbolischer Wert zu, der sie zu einer glamourösen Branche und zu einem Arbeitsfeld macht, das den Ansprüchen auf eine ästhetisch anspruchsvolle und authentisch-selbstbestimme Arbeit zu genügen scheint (Boltanski/Chiapello 2003: 80). Sie gehört, folgt man der kultursoziologischen Deutung von Reckwitz (2012), zu einer der ästhetischen Leitbranchen der gegenwärtigen Arbeitsgesellschaft.…”

“…Empirische Grundlage sind neben einer Dokumentenrecherche 14 qualitative Interviews mit Modedesignerinnen, die in Anlehnung an die methodologischen Grundlagen und methodischen Richtlinien der Grounded Theory ausgewertet wurden (Strauss/Corbin 1996). In der Modearbeit geht es um die Produktion einer ästhetischen Originalität, die auch durch den Starkult von Designern und dem symbolischen Distinktionswert der Modeprodukte symbolisiert wird (Reckwitz 2012). Mode liefert ein Modell für Produkte, "(...) die der Selbststilisierung von Subjekten dienen und die ästhetisch immer wieder Neues bieten müssen.…”