Die Prekarisierung der Beschäftigungsverhältnisse von Qualifikanden/-innen rücken zunehmend in das Interesse bildungspolitischer und öffentlicher Diskussionen. Selbst der Ausdruck ‹wissenschaftlicher Nachwuchs› steht in der Kritik. Der vorliegende Beitrag verortet die Situation der Medienpädagogik im deutschsprachigen Raum in dieser Debatte. Drei ausgewählte Schwerpunkte werden dafür in den Blick genommen: (1.) die Rolle von Wissenschaftlern/-innen in Qualifizierungsphasen im aktuellen Wissenschaftssystem, (2.) die Situation in der Disziplin der Erziehungswissenschaft sowie (3.) der Prozess der Prekarisierung in der Wissenschaft. Die Frage, inwiefern die markierten Veränderungen des Wissenschaftssystems und damit zusammenhängende Herausforderungen auch Medienpädagogen/-innen im deutschsprachigen Raum betreffen, wird auf Basis einer online durchgeführten Fragebogen-Untersuchung mit 76 Teilnehmern/-innen diskutiert. In exemplarischer Betrachtung der Fragenkomplexe (1) Zufriedenheit mit Arbeits- und Beschäftigungsverhältnissen, (2) Betreuungssituation sowie (3) Work-Life-Balance zeigt sich einerseits eine allgemeine Zufriedenheit hinsichtlich der Möglichkeiten des selbstbestimmten Arbeitens, des sozialen Arbeitsumfelds sowie mit der Betreuung der eigenen Qualifikationsarbeit. Anderseits werden auch in der Medienpädagogik Probleme deutlich, die den wissenschaftlichen Nachwuchs disziplinübergreifend betreffen: Die mangelnde berufliche Sicherheit und Planbarkeit der Karriere zählen zu den grössten problematischen Aspekten für Wissenschaftler/-innen in Qualifizierungsphasen.
Der Beitrag konstatiert eine theoretische wie methodologische Leerstelle der Medienpädagogik in Bezug auf diskurstheoretische Überlegungen nach Michel Foucault. Diese werden überblicksartig dargestellt, um in der Folge spezifische Potenziale einer solchen Perspektivierung sozialer Phänomene sichtbar zu machen. Solche Potenziale werden etwa in der differenzierten Verschaltung von Subjekt und ‹Struktur› (Diskurs), von Subjektivierung und Entsubjektivierung verortet sowie in der Möglichkeit detaillierter Machtanalysen zwischen Mikro- und Makroebene. Weiter wird referiert, in welcher Weise verschiedene Strömungen der Diskursforschung in der erziehungswissenschaftlichen Diskussion bislang Anwendung finden. Hierbei orientieren wir uns an Wrana/Ott et al. (2014), die eine vierfache Heuristik von Analysen klassischer spezialdiskursiver Formationen, gouvernementalitätstheoretischer Studien, Subjektivierungsregimen und disziplinären Selbstreflexivierungen vorschlagen. Auf diese Weise wird der ‹blinde Fleck› der Medienpädagogik entlang der wenigen vorhandenen An- und Einsätze kartografiert und Desiderata darüber hinaus aufgezeigt, um im Abschluss insbesondere das Moment der Kritik herauszustellen. Deren behauptete Relevanz für die Teildisziplin wird in einer doppelten Figur begründet: historisch über Anschlüsse an die Frühzeit Baackes sowie aktuell über gegenwärtige Herausforderungen.
Die vorliegende Dissertation dokumentiert einen Forschungsprozess, der alles andere als geradlinig bezeichnet werden kann. Beginnend mit April 2012 wurde mehr oder minder kontinuierlich daran gearbeitet. Den Startschuss markierte ein Antrag um ein Dissertationsstipendium aus der Nachwuchsförderung der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, für welches ein Forschungsvorhaben über das neu online gestellte Open Government Data Portal des Landes Tirol ersonnen wurde. Nicht nur lief nach einem Jahr die finanzielle Förderung aus, worauf keine Anschlussfinanzierung folgte, auch erwies sich das geplante Forschungsvorhaben als wenig zielführend (vgl. dazu Kap. 2.4. bzw. MDa). Die Veröffentlichung unzähliger NSA-Dokumente im Juni 2013 ging als Snowden Leaks in die Geschichte ein und markierten einen Wendepunkt in der Forschungslandschaft zu digitaler Überwachung. Auch für das vorliegende Forschungsvorhaben verschoben sich unter dem Eindruck dessen die Prioritäten und die Aspekte Privatsphäre und Datenschutz rückten in den Vordergrund. Ein Wechsel des universitären Standorts und entsprechend auch der Betreuung von Innsbruck nach Köln bedingte einen teilweisen Neuanfang, ein neues Exposé entstand und ein neues Forschungsprojekt nahm Konturen an. Die Mediennutzung junger Erwachsener in Bezug auf digitale Daten und ihre Privatsphäre sollte in einer ethnografisch angereicherten Interviewstudie untersucht werden. Erneut kündigten sich Engpässe an-waren es keine finanziellen, so waren es zeitliche-und vice versa. Während all dieser Zeit, von 2012 bis 2017, lief das Tagesgeschäft weiter: Tagen und Vortragen, Lehren und Lernen, Lesen und Publizieren. Als die Selbstironie bezüglich der eigenen Dissertation ein kaum mehr steigerbares Mass erreichte, war gleichzeitig klar: Die Bedingungen erlauben es nicht, ein umfassendes Forschungsprojekt durchzuführen und eine Monografie zu verfassen. Glücklicherweise erlaubt es die Promotionsordnung der Humanwissenschaftlichen Fakultät an der Universität zu Köln, kumulative Dissertationen zu verfassen. Andernfalls wären die grossen Pläne womöglich vollends zum Scheitern verurteilt gewesen. In dieser kumulierten und theoretisch gehaltenen Form hingegen, so hoffe ich, können
Offenheit an Hochschulen wird derzeit vor dem Hintergrund der Idee einer ‹Open Education› diskutiert, welche auf die Etablierung von Open Educational Practices (OEP) und Integration von Open Educational Resources (OER) im Lehr-/Lernalltag zielt. OEP und OER werden dabei nicht losgelöst voneinander thematisiert, sondern sind in den Debatten eng miteinander verwoben. Zu konstatieren ist jedoch, dass in theoretischen und empirischen Arbeiten zu OEP eine Erläuterung dessen, was unter offenen Bildungspraktiken zu verstehen ist, weitestgehend unbeantwortet bleibt. Ausgehend von der Feststellung, dass im Diskurs um OEP meist eine theoretische Reflexion des Praxisbegriffs ausgespart wird und ein programmatisch-idealistischer Duktus vorherrscht, wird im vorliegenden Beitrag für einen praxeologisch-diskursanalytisch informierten Zugang plädiert. Es wird argumentiert, dass OEP auf einer solchen Grundlage empirisch zugänglich gemacht werden können und so ein definitorisches Fundament geschaffen wird, das an aktuelle praxistheoretische Arbeiten anschliesst. Der Beitrag skizziert beispielhaft Anknüpfungspunkte mit Bezug zu aktuellen Problemfeldern, um die Potenziale der vorgestellten Forschungsperspektive aufzuzeigen.
Die vorliegende Arbeit ist ein "Experiment", ein Versuch und ein riskantes Unterfangen, insofern theoretisches wie auch methodisches Neuland betreten wird. An viele theoretische, mehr oder weniger ausgefranste Fäden wird angeknüpft, auf manche wird nur aus der Ferne hingewiesen und viele müssen bewusst oder unbewusst auf ihren Spulen belassen werden. Ob und inwieweit diese 'Spinnerei' es schafft, aus ihrer textuellen Linearität auszubrechen und tatsächlich ein mehrdimensionales Gewebe darzustellen, in welchem Muster, Formen und deren Anordnungen, vor allem aber der sie verbindende Sinn erkennbar werden, wird erst die Lektüre anderer zeigen können. Diese Perspektive bleibt dem Weber selbst (man könnte auch sagen: dem 'Spinner') verwehrt. An dieser Stelle kann also nur die Einladung stehen, sich entlang der angebotenen Fäden durch das "Foucault'sche Labyrinth" (vgl. Chlada 2002) und die sich damit überlagernden Irrgärten führen zu lassen. Einige Sätze sollen zunächst schrittweise die Genese der Forschungsfragen nachzeichnen. In einer Lehrveranstaltung an der Universität Innsbruck 1 wurden zahlreiche Filme Terry Gilliams unter literaturtheoretischer Perspektiveunter anderem mit der 'Heterotopie-Brille'-analysiert. Schnell zeigte sich uns TeilnehmerInnen: wenn man sie sucht, sind sie überall, die Heterotopien-und nirgends. 2 Von wenigen Seiten Textgrundlage klare definitorische Anweisungen zu erwarten, mag hoch gegriffen sein, und doch: das Konzept an sich erschien spannend. Insbesondere als der Film Brazil (1985) 3 von unserer Referatsgruppe zu bearbeiten war und damit das Heterotopie-Konzept auf die verrückte
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