ZusammenfassungNach der schriftlichen Überlieferung lassen sich Stiftungen bis etwa 3000 v. Chr. zurückverfolgen und in Babylon und Ägypten auffinden. Sie dienten demnach ursprünglich dem Kult, genauer der Ernährung, der Götter sowie der Versorgung der Ahnen für ihr postmortales Dasein. Erst seit der sogenannten Achsenzeit, nach Karl Jaspers um die Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr., ging es bei Stiftungen um den Menschen, und zwar um den Stifter selbst oder bestimmte von ihm im Sinne der Wohltätigkeit Begünstigte. Die monotheistischen Religionen Vorderasiens, die in dieser Hinsicht vielleicht durch den persischen Zoroastrismus beeinflusst wurden, haben den sehr erfolgreichen Typ der Stiftungen für das Seelenheil entfaltet. Dieser trat neben oder an die Stelle der älteren Stiftungen für die Seele, die lediglich die nachtodliche Weiterexistenz fördern sollten, und zielte auf eine gesteigerte, glückselige Existenzform durch die Gnade oder in der Nähe Gottes. Die zweite universalhistorische Zäsur brachte dem Stiftungswesen erst die Moderne, indem sie das religiös begründete Motiv der dauernden Zwecksetzung des Stiftungskapitals aufhob. Die „operativen“ und „Gebrauchsstiftungen“ der Gegenwart, im Wesentlichen eine amerikanische Erfindung, brechen mit einer jahrtausendealten Sinngebung, um der Erfahrung des unaufhaltsamen gesellschaftlichen und kulturellen Wandels gerecht zu werden.
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