Hintergrund: Die zunehmende Inanspruchnahme komplementärmedizinischer
Therapien lässt auf einen Einstellungswandel
bezüglich des Behandlungsverständnisses schliessen. Fragestellung:
Untersuchung der Rolle von Einstellungen bei der Motivation
für komplementärmedizinische Behandlung: (1) Lässt
sich die Untersuchungsstichprobe hinsichtlich behandlungsbezogener
Einstellungen in homogene Gruppen aufteilen? (2)
Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den in Frage (1)
identifizierten Einstellungsgruppen und motivationalen Variablen?
Patienten und Methode: Das Datenmaterial bestand aus
vier Fragebögen, die 203 Patienten in zwei komplementärmedizinischen
Kliniken vorgelegt wurden. Zur Differenzierung der
Einstellungsstruktur wurde eine Clusteranalyse über drei Einstellungsskalen
durchgeführt. Die Interpretation motivationaler
Aspekte erfolgte auf der Grundlage des Arbeitsmodells von
Petry, der den Motivationsprozess anhand von drei Motivationsdimensionen
(Behandlungsdisposition, Behandlungsbereitschaft,
Behandlungsaktivität) beschreibt. Ergebnisse: Drei
Einstellungsgruppen konnten identifiziert werden: «Nicht-Überzeugte
» (Cluster 1, n = 24) zeigten eine geringe Überzeugung in
Bezug auf alle komplementärmedizinischen Behandlungsaspekte.
«Überzeugte» (Cluster 2, n = 103) gaben in allen drei Skalen
eine hohe Zustimmung an, am höchsten in der Skala Patientenrolle.
Auch «Teil-Überzeugte» (Cluster 3, n = 70) betonten vor
allem die «Patientenrolle»; Aspekte der Arzt-Patient-Beziehung
und der Behandlungsmethode fanden teilweise Zustimmung.
Bei allen Clustern spielten die pragmatischen Behandlungsmotive
(Behandlungsbereitschaft) bei der Behandlungswahl eine
zentrale Rolle, bei Cluster 2 am stärksten. Gegenüber Cluster 1
ist bei den Patienten der Cluster 2 und 3 das komplementärmedizinische
Behandlungsverständnis (Behandlungsdisposition)
stärker ausgeprägt, bei Cluster 2 am höchsten. Diskussion:
Auch wenn bei allen Einstellungsgruppen die pragmatischen
Behandlungsmotive stark ausgeprägt sind, wird die zentrale
Rolle der behandlungsbezogenen Einstellungen im Motivationsprozess
bestätigt. Trotz unterschiedlicher Einstellungsstruktur
vertritt die Mehrheit der Patienten ein komplementärmedizinisches
Behandlungsverständnis.
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