ZusammenfassungObwohl gleichgeschlechtliche Partnerschaften einen enormen Zuwachs an gesellschaftlicher und rechtlicher Anerkennung erfahren haben, ist das empirisch gesicherte Wissen über ihre Verbreitung weiterhin gering. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Entwicklung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in Westdeutschland seit Beginn der 1970er-Jahre. Auf Basis des Mikrozensus werden gleichgeschlechtliche Partnerschaften im gemeinsamen Haushalt – teilweise mit Hilfe eines Schätzverfahrens – nicht nur im Zeitverlauf, sondern erstmals auch im Lebensverlauf von Kohorten betrachtet. Theoretisch wird argumentiert, dass die Wahl eines gleichgeschlechtlichen Partners nicht allein von der sexuellen Orientierung, sondern auch von sozialen und strukturellen Rahmenbedingungen abhängt. Die Ergebnisse zeigen, dass der Anteil gleichgeschlechtlicher Partnerschaften im Zeitverlauf kontinuierlich ansteigt. Dieser Anstieg ist auf einen Kohorteneffekt zurückzuführen und zeigt sich für beide Geschlechter, fällt bei Männern allerdings stärker aus.
As a representative sample of households the German Microcensus contains information about the size, the composition of households and the relations among the members of the households. Since 1996, in addition to the identification of households and families, a new kind of social unit is identified in the Microcensus: living arrangements. The central aim of this new concept is to take cohabitation as a new form of partnership into account. As a result, the analytical potential of the Microcensus is highly expanded. The article deals with several topics: First, the concepts and definitions of the official statistics and their implementation in the Microcensus will be explained. Second, the empirical differences between the traditional concept of families and the concept of living arrangements are of interest. Third, to show their analytical potential for empirical research concerning families and living arrangements both the possibilities and the limits of the Microcensus data will be presented. Furthermore, we will discuss the consequences of the new survey design of the Microcensus since 2005 for the analysis of family-related questions.
Zusammenfassung
Als Haushaltsstichprobe enthält der Mikrozensus Informationen über die Größe und Zusammensetzung von Haushalten sowie über Beziehungen der Haushaltsmitglieder untereinander. Neben Haushalten und Familien werden seit 1996 auch Lebensformen als soziale Einheiten in den Daten abgegrenzt. Im Mittelpunkt dieses Konzeptes steht die Berücksichtigung unverheiratet zusammenlebender Paare, wodurch sich das familienwissenschaftliche Analysepotenzial des Mikrozensus beträchtlich erweitert hat. In diesem Beitrag stellen wir die Konzepte und Definitionen der amtlichen Statistik sowie ihre Umsetzung im Mikrozensus vor und gehen der Frage nach, welche empirischen Unterschiede sich bei der Betrachtung (familialer) Lebensformen nach dem traditionellen Familienkonzept und dem neuen Konzept der Lebensformen ergeben. Um das Analysepotenzial des Mikrozensus für die empirisch arbeitende Familienforschung aufzuzeigen, werden neben den Möglichkeiten auch die Grenzen und Restriktionen des Arbeitens mit den Daten sowie die Neuerungen des veränderten Erhebungsdesigns des Mikrozensus ab 2005 und deren Folgen für die Analysen familiensoziologischer Fragestellungen dargestellt.
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