Seit Einfiihrung der Pockenimpfung durch JENNER wird immer wieder auf die Ge~ahren hingewiesen, die dem Sgug]ing und dessert Umgebung durch Verschleppung yon Vaccine oder Pustelinha]t drohen. Fast ausnahmslos werden Komplikationen dadurch herbeigefiihrt, dal~ Vaccine oder Pustelinhalt bei dem Geimpften selbst in vorgesch~tdigte Hautpartien verschmiert oder durch direkten Kontakt, menschliche Zwischen-tr~ger oder Gegenst~nde auf hautkranke Personen der n~theren Umgebung iibertragen werden. Die Erkrankung tritt dann in Form einzelner oder mehrerer Pusteln an atypischen Stellen oder als Eczema vaccinatum auf. Der Verlauf ist durchweg gutartig. Sehr se]ten hat eine solche Ubertragung eine generalisierte Vaccine, also eine Aussaat des Vaccinevirus auf dem Blutwege zur Folge. Dieses Krankheitsbild tritt vorwiegend bei Infektion grSBerer Fl~chen (Ekzeme, Brandwunden), aber auch bei gesteigerter Virulenz der Lymphe oder herabgesetzter Abwehrkraft des Geimpften au~. Eine Spontaninfektion mit Vaccine, die k]inisch unter dem Bilde einer echten Pockenerkrankung verl~uft, ist unseres Wissens nur yon ALTHOFF bei einem 6j~hrigen Jungen beschrieben worden. Uber einen rechf kompliziert gelagerten weiteren Fall mSchte ich im fo]genden berichten: Eine 2500 g schwere Mangel-und Frtihgeburt litt naeh den Angaben der Mutter seit der Geburt an Schnupfen. Das Kind trank schleeht, erbrach hgufig und verlor laufend an Gewicht. Am 3. Lebenst~g trat ein Ikterus auf. Wegen des sohlechten Allgemeinzustandes wurde der Sgugling am 10. Lebenstag in ein Krankenhaus aufgenommen. Am gleichen Tag entwiekelte sieh ein universelles makulo-papulSses Exanthem, das im Verlauf der ngchsten Tage vesiculSs, pemphigusartig wurde. Der Sehnupfen und die Hautersoheinungen ]iel]en an eine Lues eongenita denken, zumal beide Eltern vor 2 Jahren eine luetisehe Infektion durchgemaeht hatten. Die W~. R. war bei beiden jetzt jedoch negativ. Digtetisehe und sonstige ther~peutische MaBnahmen blieben ohne Erfolg. Am 20. Lebenstag wurde das Kind in die Universitgts-Kinderklink Mainz (Prof. Dr. U. K6TTGE~) aufgenommen. Der Aufnahmebefund war: schwere Atrophie, Gewieht 1650g, I~G fiber der ganzen Lunge, variolaghnliche Blgschen am ganzen K6rper und der Mundsehleimhaut, Kreislaufschwgche. Trotz entsprechender Therapie starb das Virchows Arch. Bd. 327.
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