Claus Scharf reflektiert in seinem Beitrag »Alte und neue Erkenntnisse zu den Staatszielen Katharinas II.« den Stand der Forschung, an der die russische Historiographie seit dem Ende des kommunistischen Meinungsmonopols maßgeblich Anteil habe. Doch trotz vieler solider Untersuchungen zur Persönlichkeit der Kaiserin und zu Russlands Politik unter ihrer Herrschaft gebe es bisher keine intellektuelle Biographie, aus der ihre Selbstbildung und die Entwicklung ihres politischen Denkens ablesbar seien. Dass die Prinzessin von Anhalt-Zerbst seit 1754/55 sich selbst auf Russlands Thron vorstellen konnte, macht für den Autor die Frage unabweisbar, mit welchen politischen Zielen sie einen solchen Aufstieg verband. Die aktuellen Aufgaben der Staatsspitze leitete sie aus der Staatsräson seit Peter dem Großen ab, doch schon vor der Eroberung der Macht begann sie damit, eigenständig aus der europäischen Politikwissenschaft des Zeitalters der Aufklärung Reformen für das Russische Reich zu konzipieren.
Wolfgang Mährle / Nicole Bickhoff (Hg.), Armee im Untergang, Württemberg und der Feldzug Napoleons gegen Russland 1812, Stuttgart: Kohlhammer 2018. 276 S. ISBN 978-3-17-023382-90. € 30,–
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