Die Durchführung einer Medline-Recherche im Juli 2007 mit den Keywords "Anorexia nervosa" (AN), "pregnancy", "fertility" und "eating disorders" ergibt zusammengefasst eine sehr unbefriedigende Studienlage zu Schwangerschaft bei Patientinnen mit AN. Daten von Patientinnen mit eindeutig gesicherter Anorexie zum Zeitpunkt der Konzeption unter Berücksichtigung des BMI fehlen bis auf einige Fallberichte gänz-lich. In den meisten Studien kommt es zu einer Durchmischung von Patientinnen mit Zustand nach Anorexia nervosa, akuter Anorexie, Bulimia nervosa und während der Schwangerschaft entstandener Essstörung. Auch findet sich wenig Literatur zur Entwicklung des BMI während einer Schwangerschaft. Schwangerschaften stellen bei an AN (Diagnosekriterien siehe l " Tab. 1) erkrankten Frauen ein sehr seltenes Ereignis dar, da die sekundäre Amenorrhö eines der Hauptkriterien der AN ist. Zur Amenorrhö kommt es aufgrund einer verminderten Frequenz und Amplitude der im Hypothalamus freigesetzten GnRH-Pulse mit konsekutiv erniedrigter pulsatiler Sekretion von LH und FSH und Erniedrigung der Östrogen-und Progesteronspiegel sowie komplexen Störungen der Leptinregulation [1]. Durch die Einnahme oraler Antikonzeptiva kommt es häufig zu einer Maskierung der Amenorrhö. Neben den endokrinologischen werden für die geringe Schwangerschaftsrate auch psychologische und psychosoziale Ursachen sowie der im Rahmen der Anorexie vorhandene Libidoverlust gesehen [2]. Wenn jedoch bei Patientinnen mit AN eine Konzeption erfolgt, so tritt sie meist im ersten Ovulationszyklus nach der amenorrhoischen Phase in der frühen Krankheitsremission ein [3]. Bei 13 -30 % der anorektischen Frauen bleibt trotz Gewichtszunahme eine Amenorrhö sowie Infertilität bestehen, was auf psychologische Faktoren sowie die Aufrechterhaltung abnormen EssverZusammenfassung ! Wir berichten über eine 17-jährige I. Gravida mit seit etwa 5 Jahren bestehender Anorexia nervosa vom impulsiven Typ (Body-Mass-Index bei Aufnahme 15,1), die sich bei stationärer Aufnahme in der 28. Schwangerschaftswoche befand. Es bestand eine beginnende fetale Retardierung, ein massiv ausgeprägter Ambivalenzkonflikt zwischen Kinderwunsch mit starken Sorgen um den Fetus einerseits und der mit der Schwangerschaft verbundenen Gewichtszunahme und weiblichmütterlichen Gestaltveränderung andererseits. Definition der Anorexia nervosa, die in diesem Fall notwendig gewordene gesetzliche Unterbringung sowie der aktuelle wissenschaftliche Stand zur Anorexia nervosa und Schwangerschaft werden diskutiert. Abstract !We report on a 17-year-old primigravida who had suffered from binge eating/purging anorexia nervosa since five years. On admission the patient was in the 28th week of gestation with a body mass index of 15.1 kg/m 2 . Signs on admission appeared to indicate a beginning fetal retardation. The patient experienced a massive conflict between her wish to have the child and her concern about the fetus on the one hand and her anxiety about gaining weight as the pregnancy proceeded on the other. The definition of ano...
Leiter des Zentrum für EthikinderMedizinamAgaplesionMarkusKrankenhaus, Frankfurt a. M. und Honorarprofessor an der Justus-Liebig-Universität, Gießen QR-Code scannen & Beitrag online lesen Zusammenfassung Der "Äthertag", ein Schlüsselmoment in der Geschichte der Menschheit, jährt sich am 16. Oktober 2021 zum 175. Mal. Nachdem der Zahnarzt William T. G. Morton in Boston die erste erfolgreiche öffentliche Äthernarkose gegeben hatte, schien es von nun an möglich, Menschen mit vertretbarem Risiko vor Schmerz zu bewahren und gleichzeitig durch die Induktion von Bewusstlosigkeit vor psychischen Folgeschäden zu schützen. Der Philosoph Peter Sloterdijk spricht von einem "Recht auf Nicht-Dabei-Sein-Müssen", das die Anästhesie dem Menschen seit 1846 ermöglicht, und leitet daraus "gewissermaßen ein Menschenrecht auf Ohnmacht" ab. Die Umsetzung dieser Idee liegt jedoch in weiter Ferne. Zum einen fehlt in vielen Ländern in großer Zahl qualifiziertes Personal, um selbst Narkosen für lebensnotwendige Operationen durchführen zu können. Zum anderen ist über Jahrzehnte klar geworden, dass die Anästhesie für die Menschheit nicht nur segensreich ist, sondern auch ihre "dunkle Seite" zeigen kann: Substanzmissbrauch, Einsatz von Anästhetika bei Folterungen und Hinrichtungen. Zudem ist der Stellenwert der Anästhetika bei Wiederbelebungsmaßnahmen, in der Palliativmedizin und zur Erleichterung von Hinrichtungen unklar oder umstritten. Letztlich sind auch die erforderlichen förmlichen Schritte zur (völker)rechtlichen Anerkennung eines "Menschenrechts auf Ohnmacht" bislang nicht vollzogen worden.
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