Zusammenfassung
Hintergrund Seit 2009 führen zielgerichtete Therapien gegen
molekulare Tumoreigenschaften des nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms zu
signifikanten Verbesserungen des Gesamtüberlebens. Aktuelle Erhebungen
der Testraten der dafür obligaten molekularpathologischen Diagnostik
zeigen hingegen niedrige Quoten auf. Während im ambulanten Sektor eine
Abrechnungsmöglichkeit für die molekulare Diagnostik besteht,
wird die fehlende Vergütung im stationären Fallpauschalensystem
als Hürde diskutiert.
Methode Ziel der Analyse war, die Versorgungs- und
Vergütungsstrukturen der molekularen Diagnostik in Deutschland zu
erheben. Hierzu wurden der Versorgungspfad und die
Abrechnungsmöglichkeiten der molekularen Diagnostik systematisch und
qualitativ aufgearbeitet. Im Deutschen Krankenhausverzeichnis wurden quantitativ
alle Krankenhäuser erhoben, die Patienten/-innen mit der ICD-10
Diagnose „Lungenkrebs“ behandeln. Diesen Krankenhäusern
wurden die zutreffenden ambulanten Abrechnungsmöglichkeiten
zugeordnet.
Ergebnisse Eine ambulante Abrechnungsmöglichkeit für die
molekulare Diagnostik wurde über eine Teilnahme an der
vertragsärztlichen Versorgung inklusive medizinischer
Versorgungszentren, der ambulanten Behandlung am Krankenhaus, der ambulanten
spezialfachärztlichen Versorgung, eine Hochschulambulanz oder eine
Teilnahme an einem Vertrag der Besonderen Versorgung definiert. An 1.001
Krankenhausstandorten (889 Krankenhäuser) wurden im Jahr 2020
Lungenkrebspatienten/-innen behandelt. 52% der
Krankenhäuser haben keine ambulante Abrechnungsmöglichkeit
(n=462), wovon 89%≤500 Betten (n=413) aufweisen.
Von 171.824 Krankenhausfällen wurden 32% (n=55.826) in
Krankenhäusern ohne ambulante Abrechnungsmöglichkeit behandelt,
davon entfielen 81% auf Krankenhäuser≤500 Betten
(n=45.260).
Schlussfolgerung Krankenhäuser ohne ambulante
Abrechnungsmöglichkeit der molekularen Diagnostik könnten
aufgrund der nicht kostendeckenden stationären Vergütung einem
ökonomischen Fehlanreiz unterliegen. Innovative Versorgungskonzepte
zeigen Möglichkeiten einer qualitätsgesicherten,
sektorenunabhängigen Vergütung auf. Ein Transfer in die
Regelversorgung könnte die Fehlanreize beheben.