Abiotische Faktoren wie Straßenlärm und vor allem Kunstlicht beeinflussen nicht nur Tiere in der Stadt, sondern verändern sie auch. Am Beispiel der Amsel zeigt sich, wie die Anpassung an sich verändernde Rahmenbedingungen mikroevolutionäre Prozesse in Gang setzen kann. Kunstlicht verändert deutlich die Tagesperiodik und Fortpflanzung: Es lässt die Amseln länger wach sein, morgens früher singen und früher im Jahr brüten. Lärm beeinflusst ihren Gesang. Um den Verkehrslärm zu übertönen, singen Stadtamseln lauter und in höheren Tonlagen. Außerdem zeigen Amseln im Verstädterungsprozess ein geringeres Neugier‐ und ein verändertes, dynamisches Furchtverhalten.
Städte haben das Potenzial, Tierarten zu beherbergen, aber auch um sie zu verändern, und eine große Frage für die Zukunft ist daher, ob die Anpassung an die weltweit wachsenden, urbanen Lebensräume zu einer Evolution von neuen “Stadt‐Arten” führt.