In vielen demokratischen Staaten scheint eine Krise, ja vielleicht sogar eine Erosion der Demokratie zu beobachten zu sein. Gerade das in populistischen Bewegungen ausgeprägte Misstrauen gegenüber Eliten ist jedoch demokratietheoretisch ambivalent. In seiner Monographie über die "Gegen-Demokratie" entfaltet Rosanvallon eine Analyse dieser Ambivalenz von Praktiken und Institutionen, die den Bürgerinnen und Bürgern in Demokratien die Möglichkeit geben durch Überwachung, Verhinderung und Klage Einfluss zu nehmen. Diese Versuche der politischen Einflussnahme auf jene Formen repräsentativer Politik, die sich durch Wahlen legitimieren, sind nach Rosanvallon genuiner Bestandteil von Demokratie. Sie bilden immer schon Formen aus und tragen dazu bei, den Prozess des Politischen zu organisieren. Im Falle pathologischer Übersteigerung entwickeln sich "gegen-demokratische" Praktiken zur populistischen Gefährdung der Demokratie, insofern sie das Prinzip der Repräsentation und der Gewaltenteilung in Frage stellen. Welche Konsequenzen ergeben sich im Einzelnen aus Rosanvallons Analyse für die Organisation des Politischen, vor allem im Vergleich zu der von John Keane unter dem Titel der "monitory democracy" angestellten Analyse? Im Gegensatz zu Rosanvallon ließe sich am Beispiel politischer Parteien zeigen, dass in diesen vermittelnden Institutionen "Demokratie" und "Gegen-Demokratie" immer schon ineinander verwoben sind. Ob eine Formgebung gelingt, die diese Konflikte in produktive Bahnen lenkt, hängt wesentlich von der juristisch definierten Rahmensetzung ab. Rosanvallons neuste Vorschläge zur Etablierung neuer Institutionen zur Überwachung von politischen Repräsentanten sind vor diesem Hintergrund wenig überzeugend.