Wachstumsprobleme der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Spätfeudalismus (zirka 1500 bis 1800)

Abstract

Der Boden ist das Hauptproduktionsmittel in der Landwirtschaft. Auf ihm werden die Nutzpflanzen angebaut, die entweder direkt der menschlichen Ernährung zugute kommen oder über den tierischen Organismus veredelt werden. Die Abfallprodukte der Viehhaltung dienen der Erhaltung und Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Alle Bemühungen um die Erhaltung und Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit hängen von den gesellschaftlichen Bedingungen ab, unter denen die Bodennutzung erfolgt. In dieser Hinsicht hat der Boden seine Geschichte, die wesentliche Aufschlüsse über den Zustand der landwirtschaftlichen Produktion in den einzelnen sozial-ökonomischen Formationen gibt. Im Feudalismus verlief diese Geschichte anders als in den vorhergehenden und folgenden Gesellschaftsordnungen. 1 Der Umfang des Bodens, der landwirtschaftlich genutzt wird (landwirtschaftliche Nutzfläche = LN) und der Intensitätsgrad der Bodennutzung bestimmen weitgehend die Zusammensetzung und die Quantität der Nahrungsmittel, die einem Volke zur Verfügung stehen. Die Nahrungsmittelversorgung verändert sich in Abhängigkeit von der gesamten volkswirtschaftlichen Entwicklung und hing im Spätfeudalismus stärker als heute von der Bevölkerungs-bewegung ab. Im Spätfeudalismus machte die Warenproduktion beträchtliche Fortschritte. Die Zahl der im Gewerbe tätigen Personen wuchs. Die Arbeitsproduktivität stieg durch die Arbeitsteilung und Spezialisierung. 2 Dieser Prozeß steigerte * Der vorliegende Aufsatz wurde auf der Grundlage eines Abschnittes des ersten Kapitels der Habilitationsschrift von Berthold, R., Die Entwicklungstendenzen des Ackerbaus in spätfeudaler Zeit unter besonderer Berück-sichtigung des Anteils der Bauern am landwirtschaftlichen Fortschritt (im folgenden: Entwicklungstendenzen des Ackerbaus), Berlin 1963, (MS) verfaßt. 1 Ebenda, S. 18. 2 Vgl. Kulischer, J., Allgemeine Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit, Bd 2, Berlin 1954, S. Iff. u. 99ff.; Mottek, H.,