Zusammenfassung
Hintergrund Die Verwendung videobasierter Analysekonzepte gewinnt in der medizinischen Ausbildung zunehmend an Bedeutung. In erster Linie dienen diese Tools dazu, Informationen über die individuelle Performance eines Kandidaten zu bekommen und Feedback zu geben. Die vorliegende Studie untersucht, ob die Videoanalyse praktischer Fertigkeiten auch für die Weiterentwicklung des chirurgischen Unterrichts genutzt werden kann.
Material und Methoden Zunächst wurde die Durchführung einer chirurgischen Nahtübung (Dauer: 3 min) bei Studierenden des 10. Semesters (n = 38) videobasiert dokumentiert. Im Anschluss folgte die Analyse des Videomaterials anhand von 10 spezifischen Kriterien. Die Analyse diente dann als Grundlage für die Entwicklung fehlerpräventiver Übungen. Nachfolgend wurden die Effekte der fehlerpräventiven Übungen auf die Ergebnisqualität der Nahtübung im Rahmen eines Pilotversuchs in einem 2-Gruppen-Vergleich untersucht.
Ergebnisse Die Videosequenzen wurden von 2 Experten unabhängig voneinander begutachtet. Es konnten typische Fehler bei der Handhabung des chirurgischen Instrumentariums, der Handhabung des Nahtmaterials sowie im Bewegungsablauf beobachtet werden. Die daraufhin entwickelten zusätzlichen Übungseinheiten fokussierten sich auf die identifizierten Fehlerbereiche (z. B. Handhabung des Nadelhalters und des Nahtmaterials). Die Ergebnisse des 2-Gruppen-Vergleichs (vor und nach Integration der fehlerpräventiven Übungen in das Kurskonzept) zeigten, dass das Absolvieren der zusätzlichen Übungseinheiten einen mittelstarken Effekt auf die Ergebnisqualität einer Nahtübung hatte (Cohens d = 0,73).
Schlussfolgerung Die Videoanalyse praktischer Fertigkeiten scheint eine geeignete Basis für die Weiterentwicklung des chirurgischen Unterrichts darzustellen. Typische Fehler können in Bezug auf Art und Häufigkeit identifiziert werden und es lassen sich fehlerpräventive Übungen entwickeln, die einen positiven Effekt auf die Ergebnisqualität einer praktischen Aufgabe haben.