ZusammenfassungJedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 9000 Menschen durch Suizid. Zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen zählt die Weltgesundheitsorganisation eine verantwortungsvolle Medienberichterstattung über Suizide. Hintergrund hierfür sind Erkenntnisse zum „Werther-“ bzw. „Papageno-Effekt“, wonach die Medienberichterstattung über Suizide zur Entstehung oder Verhinderung weiterer Suizide beitragen kann und vor allem die Art und Weise der Berichterstattung über die Richtung der Effekte entscheidet. Aus suizidpräventiver und medienethischer Sicht scheint es daher sinnvoll, dass Medienschaffende über die möglichen Konsequenzen ihrer Berichterstattung Bescheid wissen, um diese bei ihrem Handeln berücksichtigen zu können. In der Journalistenausbildung besteht grundsätzlich ausreichend Raum für die Vermittlung solcher Inhalte. Allerdings ist zum Stellenwert suizidrelevanter Medieneffekte in der deutschen Journalistenausbildung bislang wenig bekannt. Der vorliegende Beitrag untersucht mit Hilfe einer Telefonbefragung von Verantwortlichen zentraler Institutionen der außerredaktionellen Journalistenausbildung (n = 67), welche Rolle die Suizidberichterstattung im Allgemeinen und die Effekte im Speziellen in Deutschland spielen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Themen in vielen Bildungsangeboten bislang allenfalls unregelmäßig behandelt werden. Jedoch bestehen auf Seiten der Einrichtungen grundsätzlich Interesse und Offenheit, aber auch zusätzlicher Informationsbedarf, was in Zukunft genutzt bzw. thematisiert werden sollte.