Überlegungen von Kriegsmarine und Heer zur Wehrmachtspitzengliederung und zur Führung der Wehrmacht im Krieg im Februar–März 1938

Abstract

Die sogenannte »Blomberg-Fritsch-Krise« vom Frühjahr 1938 markiert einen Einschnitt sowohl in der Innen-als auch in der Außenpolitik des Dritten Reiches. Innenpolitisch stellt die Krise eine weitere Stufe im Prozeß der »Gleichschaltung« dar, hier des wohl wichtigsten Machtfaktors, der Wehrmacht 1 . Zwar hatte diese, in einer tiefgreifenden inneren Krise befindlich, schon zahlreiche Maßnahmen der inneren Anpassung vollzogen, bislang präsentierte sich jedoch die Wehrmacht unter dem Reichskriegsminister Blomberg als relativ geschlossener Machtfaktor und Bündnispartner Hitlers -in diesem Punkte nur noch einzelnen Gruppen der Großindustrie vergleichbar 2 . Mit der Übernahme des Oberbefehls durch Hitler und der Anhebung des bestehenden Wehrmachtamtes unter Keitel zum Oberkommando der Wehrmacht (OKW) als dem »Führer« unmittelbar unterstelltem militärischem Büro waren seit dem 4. Februar 1938 die Einflußmöglichkeiten Hitlers auch auf diesem Sektor beträchtlich gestiegen. Außenpolitisch ist die Krise im Zusammenhang mit einer offener auf Aggression abzielenden Politik zu sehen 8 ; gleichzeitig wurde Hitlers Einschätzung des Verhältnisses zu Großbritannien, dem eine Schlüsselstellung in seinen Groß-und Weltmachtplänen zukam, skeptischer. Als Alternative zum bisher erstrebten Bündnis auf der Basis einer Aufteilung der Interessensphären erschien langfristig die Möglichkeit einer militärischen Auseinandersetzung 4 . Beide Aspekte, der innen-wie der außenpolitische, wurden neben anderen in einer Diskussion berührt, die während und nach der Krise zwischen den Wehrmachtteilen über die Spitzengliederung geführt wurde. In diesem Zusammenhang waren aus dem Jahre 1938 bislang im wesentlichen nur Stellungnahmen aus dem Generalstab des Heeres und dem OKW bekannt. Da sich jedoch auch das Oberkommando der Kriegsmarine (OKM) an diesem Austausch von Denkschriften beteiligte, ist es möglich, das Ineinandergreifen der Ansichten vor dem oben skizzierten Hintergrund kurz zu erläutern. Soweit erkennbar beeinflußten die Denkschriften den Entscheidungsprozeß in der Frage der Wehrmachtspitzengliederung nicht, da der Umriß der am 4. Februar gewählten Form schon Ende Januar feststand, die Ausarbeitungen aber wohl alle später entstanden 1 Zur allgemeinen Situation der Wehrmacht vgl. M. Messerschmidt: Die Wehrmacht im NS-Staat, Hamburg 1969; K.-J. Müller: Das Heer und Hitler, Stuttgart 1969 mit der dort jeweils angegebenen Literatur (zit. Müller).

Organising for War: Strategic Culture and the Organisation of High Command in Britain and Germany, 1850–1945: A Comparative Perspective

“…The Commander-in-Chief of the Navy, Admiral Erich Raeder, and particularly his Luftwaffe counterpart, 'Reichsmarschall' Hermann Göring, who had gained a central position in the Nazi Party and government structure, preferred their wellestablished personal relationships with the Führer to advance their interests. 132 It was only the astute CGS (1935-38), Colonel General Ludwig Beck, who vainly proposed a leadership structure which would facilitate joint military advice. Even if Beck's memoranda at the beginning of this discussion were not beyond Service egoism as well, his suggestions became more and more focused on the institutionalised integration of non-military issues and on principal matters concerning civil-military relationships.…”