ZusammenfassungDie Situation von Angehörigen von heroin- und kokainabhängigen Menschen wurde in der Schweiz bisher nur wenig wissenschaftlich untersucht. Die vorliegende Arbeit hat deshalb einen explorativen Charakter. Im Zentrum der Untersuchung stand die Frage, welche Auswirkungen die Suchterkrankung eines nahestehenden Menschen auf die psychische Gesundheit der Angehörigen hat und welche Rolle Bewältigungsstrategien in diesem Zusammenhang spielen. Mittels standardisierten Fragebögen wurden die Daten erhoben. Die Auswertung erfolgte über multiple lineare Regressionsmodelle, die folgende Ergebnisse brachten: Je stärker sich Angehörige durch die Abhängigkeitserkrankung belastet fühlten und je mehr Sorgen sie hatten in Bezug auf Finanzen, Gesundheit, Arbeit und Beziehungen, desto höher war ihr Risiko die Kriterien einer klinisch relevanten Depression zu erfüllen. 27,3% der befragten Angehörigen erfüllten zum Zeitpunkt der Befragung die Kriterien einer klinisch relevanten Depression, was deutlich über der erwarteten 12-Monatsprävalenz von 7% in der Schweizer Bevölkerung lag. Dabei spielen insbesondere die Bewältigungsstrategien, die Angehörige anwenden eine wichtige Rolle. So zeigte sich, dass insbesondere negative Bewältigungsstrategien, die das Stresserleben erhöhen mit einer höheren Depressivität assoziiert sind. Positive Bewältigungsstrategien, die das Stresserleben reduzieren, scheinen dagegen keine protektive Wirkung zu haben. Insgesamt legen die Ergebnisse nahe, dass Angehörige in der Schweiz besser unterstützt und in der Forschung als auch im klinischen Alltag mehr Beachtung bekommen sollten.