Tierliche Lebenswelten verstehen lernen? Perspektiven mehr-als-menschlicher Ethnographien

Abstract

Zusammenfassung: Während der "mehr-als-menschliche Turn" konzeptionell intensiv diskutiert wird, ist die methodologische und methodische Debatte hierzu vergleichsweise unterrepräsentiert . Am Beispiel von Mensch-Tier-Beziehungen geht der Beitrag daher der Frage nach, inwiefern der postdualistische Anspruch in den Mehr-als-menschlichen Geographien sowie in den neuen Tiergeographien auch in empirischer Hinsicht eingelöst werden kann . Für die Beantwortung baut der Artikel auf drei Argumentationssträngen auf: Erstens schlägt er vor, die Dimension der Leiblichkeit als verbindendes Element und nonverbale Kommunikationsbasis zwischen Mensch und Tier heranzuziehen und diskutiert, inwieweit tierliches In-der-Welt-Sein durch den Menschen überhaupt verstanden werden kann; zweitens identifiziert er mit der "tierzentrierten Geschichtenerzählung" und der "empathisch-leiblichen Beobachtung" zwei Methodenstränge jenseits anthropozentrischer Erkenntnislogiken, die für die mehr-als-menschlichen Ethnographien fruchtbar gemacht werden können; und drittens leitet er Konsequenzen aus einer nichtdualistischen Untersuchung von Mensch und Tier für die Repräsentation und Kommunikation der Forschungsergebnisse ab und schlägt für die Vermittlung leiblich-affektiver Wechselbeziehungen die Verwendung von Comics vor . Trotz der Bemühungen um neue, kreative und performative Zugänge, die auf das Fassen nonverbaler und leiblich-affektiv vermittelter Prozesse zwischen Mensch und Tier abzielen, gelangt der Beitrag zu dem Ergebnis, dass die mehr-als-menschliche empirische Forschung eine imperfekte Kollaboration zwischen Mensch und Tier bleibt .

Embodied Communication, Sensed Atmospheres, Joint Situations: Human–Horse Encounters from a Neophenomenological Perspective

“…The concept of embodied communication would seem to tie in with other (social) theories. For it to enrich empirical analyses would require incorporating methods that move the felt body as a combining element to the center of attention and, in so doing, also attempt to give greater voice to nonhuman forms of life [ 42 , 43 , 44 , 45 ]. Combining the concept of embodied communication with new phenomenology’s concept of situation furthermore enables research to start at the micro level of concrete encounters between humans and animals, which are always characterized by such communication, while going beyond to obtain a grasp of fundamental questions, such as how society organizes its relationship with animals.…”