ZUSAMMENFASSUNGDas Tourette-Syndrom (TS) ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die durch das Auftreten motorischer und vokaler Tics charakterisiert ist. Bei einem geringen Teil der Patienten sind die Symptome durch medikamentöse und behaviorale Therapie nicht ausreichend gut behandelbar. Hier kann eine Therapieeskalation erwogen werden. Die tiefe Hirnstimulation (THS) ist ein invasives Therapieverfahren, das bei bestimmten Bewegungsstörungen etabliert ist und für die Therapie des TS zunehmend an Bedeutung gewinnt. Der folgende Artikel fasst die aktuelle Evidenz zur Anwendung der THS beim TS zusammen. Die meiste Erfahrung liegt für die thalamische und pallidale Stimulation vor, wobei bisher keines der Zielgebiete deutlich überlegen war. Die Studienlage zeigt eine durchschnittliche Reduktion der Tic-Schwere unter THS von bis zu 40 % nach einem Jahr. Inwiefern die THS zu einer Besserung der oft begleitenden psychiatrischen Komorbiditäten führt, bleibt aufgrund der geringen Fallzahlen unsicher. Beim TS ist eine erhöhte Anzahl an postoperativen Infektionen aufgefallen, deren Ursache nicht geklärt wurde. Zusammenfassend zeigen die Studien, dass eine THS beim TS eine sichere Therapieoption zur Behandlung schwerer medikamentös nicht behandelbarer Tics darstellt. Die THS sollte an Zentren durchgeführt werden, in denen Expertise sowohl in der Behandlung von Tics als auch für THS vorliegt.