Zusammenfassung
Trotz der intensiven Diskussion poststrukturalistischer Ansätze in den Internationalen Beziehungen (IB) hat das sogenannte radikaldemokratische Denken bislang nur wenig Aufmerksamkeit erfahren. Radikaldemokratische Theoretiker*innen haben sich zugleich kaum mit Themen der internationalen Politik auseinandergesetzt. Eine Ausnahme bildet hier Chantal Mouffe, die sich in jüngerer Zeit unmittelbar mit Fragen der internationalen Politik befasst hat. Der vorliegende Artikel hat eine Bestandsaufnahme und Diskussion der Überlegungen Mouffes zur internationalen Politik zum Ziel. Mouffes diesbezügliche Reflexionen bauen im Wesentlichen auf ihrer Theorie des Politischen auf. Daher werden zunächst jene Aspekte ihrer Theorie dargelegt, auf die Mouffe in ihren internationalen Überlegungen rekurriert. Danach wird ihr auf dem Modell der agonistischen Politik fußender Vorschlag einer multipolaren Weltordnung besprochen. Hieran anschließend soll Mouffes Plädoyer für einen Pluralismus politischer Systeme und auch kulturspezifischer Menschenrechtsauffassungen thematisiert werden. In einem weiteren Schritt sind Mouffes Diagnose und Kritik einer Moralisierung der Politik zu erörtern, bevor ihre Skepsis gegenüber einer Ächtung des Krieges diskutiert wird. Der Artikel endet mit einigen einordnenden und ausblickhaften Bemerkungen zu Mouffes Ansatz in der internationalen Politik.