Sprachliche Aspekte der Sexualerziehung

Abstract

wesentlich bedeutendere Rolle zukommen, als es bisher der Fall war, was andererseits auch hieße, daß sie nicht vorwiegend durch die -zufällige -Ingeniosität der Lehrer bestimmt werden dürfte. In welche Richtung sich die englische Primarschule in Zukunft entwickeln wird, ist vorläufig noch offen. Zur Zeit der Labour-Regierung erschien es ziemlich sicher, daß sich zumindest ein stärkeres Maß an zentraler Planung und Koordination vielfältiger Maßnahmen durchsetzen würde, damit eine gleichmäßigere Verteilung der Bildungschancen angestrebt werden kann; die Tendenz der Konservativen, wieder stärker zum alten englischen Prinzip der autonomen Selbstverwaltung von Schule auf lokaler Ebene zurückzukehren und die interne Schularbeit weitgehend den Schulleitern und Lehrern zu überlassen, deutet in die entgegengesetzte Richtung. FRIEDRICH KOCH Sprachliche Aspekte der SexualerziehungDie durch die christliche Gesellschaft bedingte Zuweisung der sexuellen Praxis in den Intimbereich, sowie die unterschiedliche Sprache, als auch Abweichungen im Sexual verhalten zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bedingen räumliche und zeitliche Trennung zwischen dem Bereich der Sexualerziehung und dem der sexuellen Erfahrung. Erzieherische Wirkungen sind in den bestehenden gesellschafthchen Verhältnissen nicht in der Teilnahme des Erziehers am Sexualleben des Kindes und Jugendlichen oder dieser an dem des Erziehers möglich noch in der Oktroyierung von sexuellen Ansprüchen des Erwachsenen an den 2u Erziehenden, sondern der sexualpädagogische Bezug kann sich im wesentlichen nur in dem Medium der Sprache entwickeln. Information und erzieherische Absicht gewinnenunabhängig von Veranschaulichungsmittel und der im Vergleich zu anderen Gesellschaften schmalen Spur einer "Vorbild"-Wirkung -nur in dem Maße Umriß, als es dem Erzieher gelingt, den sexualpädagogischen Problemkreis zu verbalisieren und dem zu Erziehenden Möglichkeiten anzubieten, die den sexuellen Bereich aussprechbar machen.' In dieser Problematik der verbalen Kommunizierbarkeit über Sexualität liegt offenbar noch immer die Hauptproblematik der Sexualerziehungvon der frühkindlichen Erstinformation bis zur Erziehung in den Reifejahren. Jedenfalls bestimmen die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz® die Aufgabe der Sexualerziehung in der Erwerbung eines sachlich begründeten Wissens, in dem

Sexualpädagogik als wissenschaftliche Disziplin

“…So lässt sich ihre historische Entwicklung beispielsweise sehr gut mit den globalen Veränderungen der wissenschaftlichen Pädagogik parallelisieren, die sich in ihrer Disziplingeschichte von der normativen Pädagogik über eine kritisch-rationale und emanzipative Erziehungswissenschaft zur kritisch-reflexiven Erziehungswissenschaft weiterentwickelt hat. 1 In den Schriften von Norbert Kluge, Friedrich Koch, Horst Scarbath und Ignatz Kerscher wird die Herauslösung der Sexualpädagogik aus der Vormundschaft von Theologie, Philosophie und Medizin beschrieben, ihre anfängliche Instrumentalisierung durch die normative Pädagogik, die Entideologisierung durch eine empirische Wende und die nachfolgende Konzeptionalisierung als sozialwissenschaftlich-emanzipatorische Sexualpädagogik ( Kentler 1970 ; Kerscher 1974 ; Kluge 1984 ; Koch 1971 , 2000 ; Scarbath 1967 ). In groben Linien habe ich die Weiterentwicklung der erziehungswissenschaftlichen Theoriebildung nach ihrer kritisch-sozialwissenschaftlichen Ausrichtung in den 1970er-Jahren durch systemtheoretische, strukturalistische, ökologische, feministische und poststrukturalistische Anreicherungen ( Krüger 1997 ) auf die Sexualpädagogik bezogen ( Sielert 2020b ).…”

Mehr Sexuelle Bildung wagen!

“…Glück 1998 ). Sucht man nach einer differenzierten Auseinandersetzung, liefert vor allem Koch (1971) frühe und umfangreiche Beiträge. Auch Schmidt, Sielert und Henningsen (2017) nahmen die Diskursverschiebungen und Paradigmenwechsel innerhalb der Sexualerziehung und zuletzt der Sexuellen Bildung genauer in den Blick, ohne den Anspruch zu erheben, das Verhältnis von Erziehung und Sexualität vollumfänglich aufzuarbeiten ( Niemeyer 2019 ).…”