Silbersalvarsannatrium-Behandlung der Syphilis

Abstract

Gelegentlich der diesjährigen Septembertagung der Dermatologen in Frankfurt wurde über die Resultate der Silbersalvarsanbehandlung in den Mainzer Lazaretten bereits Bericht erstattet. Ich verfügte damals über 70 durchbehandelte Fälle. Nachdem nunmehr loo Syphilitiker mit etwa 1000 Injektionen auf der Mainzer Korpsstation behandelt und genau kontrolliert sind, ist eine eingehendere Mitteilung am Platze, Die Behandlung mit Silbersalvarsan, das mir für die Versuche in entgegenkommendster Weise von Herrn Geh.-Rat Kolle zur Verfügung gestellt wurde, erfolgte bei Primäraffekten in 54 Fällen, davon 3 extragenitale Primäraffekte, 1 gangränöser Primäraffekt; dazu kam 1 Fall von foudroyanter Gangrän mit Spirochaeta Vincenti. sekundärer Syphilis in 27 Fällen. Soweit möglich, wurden dabei besonders schwere Exanthemformen berücksichtigt. Großpapulöses Exanthem 10 Fälle, papulopustulöses Exanthem (Varizellentypus) 1 Fall, kleinpapulöses Exanthem 3 Fälle, makulöses Exanthem 3 Fälle, nässende Papein usw. 10 Fälle. Tertiärsyphilis in S Fällen. Wa.R.-positiver latenter Syphilis in 13 Fällen. hereditärer Syphilis in 1 Fall. Dosierung: Injiziert wurde 2maI 0,1 2 ,, 0,2 4-6 ,, 0,25 bzw. 0,3. Die beiden ersten Dosen wurden eingespritzt mit zwei Tagen Zwischenpause, die weiteren Injektionen erfolgten am fünften Tage. Technik: 0,1 Silbersaivarsan wurde auf je 10,0 des wie üblich frisch hergestellten, sterilen, destillierten Wassers gelöst. Verwendet wurden 30 g fassende Glas-und Rekordspritzen. Besonders geeignet erscheint Casse is seinerzeit für Salvarsannatrium empfohlene Glasspritze. Wie bei Neosalvarsan sind gewisse Vorsichtsmaßregeln beim Lösen notwendig, so das Verhüten des lästigen Anhaf tens des Pulvers am Glasrand usw. Wegen der schwarzen Färbung des Präparats, ähnlich dem Kollargol, ist genaueste Kontrolle der vollkommenen Lösung von größter Wichtigkeit. Dazu empfiehlt es sich, etwas Luft in der Spritze zu belassen. Beim Bewegen der Spritze schwimmt das ungelöste Pulver auf der Wasseroberfläche und wird dort deutlich bis zur kompletten Lösung beobachtet. Innerhalb von fünf Minuten ist völlige Lösung eingetreteu. Darauf hat die intravenöse Einspritzung außerordentlich langsam mit den üblichen Kautelen, die als bekannt vorausgesetzt werden, zu erfolgen. Der scheinbare Zeitverlust infolge der langsamen Löslichkeit wird in einfachster Weise, soweit dies bei Massenbehandlung nötig ist, ausgeglichen durch Verwendung von zwei Injektionsspritzen. Während der langsam erfolgenden Ein-spritzung löst .sieh das Präparat in der zweiten Spritze. Ferner ist es bei guter Technik gänzlich unbedenklich, bei Verabreichung der Dosis von 0,1 eine mit 0,3 gefüllte Spritze auf drei Kranke zu verteilen. Selbstverständlich sitzen diè Betreffenden bereits völlig desinfiziert fertig am Tisch zur Injektion. Vorbedingung für die Kur war Freisein von Eiweiß. Die Einspritzungen erfolgten ohne jede Quecksilbervorbereitung oder Nachbehandlung, auch auf der Höhe der ,,Neurorezidiv"-gefährdeten Frühperiode. Stets wurde, wie angegeben, mit kleinsten Dosen begonne...