Zusammenfassung
Hintergrund
Ein Zusammenhang zwischen insomnischen Symptomen und Suizidalität wurde lange vermutet und ist von besonderem klinischem Interesse.
Ziel
Wir untersuchen aktuelle Hinweise aus Epidemiologie und Neurobiologie auf diesen Zusammenhang, um ein gezieltes Management vorzuschlagen.
Material und Methode
Klinisches Beispiel und selektive Medline-Literaturrecherche zu insomnischen Symptomen und Suizidalität.
Ergebnisse
Epidemiologische Daten weisen auf insomnische Symptome als unabhängigen Risikofaktor für Suizidalität hin. Neurobiologische Befunde unterlegen eine Beziehung zwischen insomnischen Symptomen und Suizidalität, u. a. durch eine serotonerge Dysfunktion sowie eine besonders beeinträchtigte circadiane Rhythmik mit konsekutiver Hypofrontalität, beeinträchtigter Problemlösefähigkeit und verminderter Impulskontrolle. Im Rahmen der Suizidprävention muss bei Patienten mit kombinierten insomnischen und depressiven Symptomen nachdrücklich nach weiteren Risikofaktoren für Suizidalität gesucht werden, u. a. soziale Isolation, nächtliche Grübelneigung, komorbide psychische Erkrankungen, Zugang zu potenziell toxischen Pharmaka oder Waffen.
Schlussfolgerung
Besonders bei Patienten mit weiteren Suizid-Risikofaktoren müssen insomnische Symptome frühzeitig konsequent behandelt werden. In der Pharmakotherapie sind für Patienten mit insomnischen Symptomen und Suizidalität schlaffördernde Antidepressiva mit niedriger Toxizität und Antipsychotika vorzuziehen. Eine an den circadianen Rhythmus angepasste multimodale antiinsomnische und antidepressive Therapie könnte die Zusammenhänge zwischen depressiv-suizidalen und insomnischen Symptomen günstig beeinflussen.