Das Corona-Virus und die von der Politik veranlassten Maßnahmen zur Eingrenzung des Pandemiegeschehens hatten in den ersten beiden Jahren der Pandemie tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Menschen in Thüringen. Phasenweise waren das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben durch die Maßnahmen stark eingeschränkt, ebenso viele persönliche Freiheitsrechte. Dass diese für eine Demokratie außergewöhnlichen Maßnahmen nicht unumstritten waren, zeigen unter anderem die politischen Proteste der Anti-Corona-1 oder "Querdenken"-Bewegung (Frei/Schäfer/Nachtwey 2021; Grande et al. 2021; Nachtwey/Schäfer/Frei 2020). Zudem weisen zahlreiche Studien darauf hin, dass dies zu Veränderungen der politischen Einstellungen der Bürger*innen führte (Florack/Schwanholz/Korte 2021; Reiser et al. 2021b, 2021a; Zick/Küpper 2021). Vor diesem Hintergrund fragt dieser Beitrag, welchen Einfluss die COVID-19-Pandemie auf die politische Kultur Thüringens hatte und legt dabei einen Fokus auf zwei Aspekte, welche die politische Kulturforschung als essenziell für demokratische Systeme betrachtet: die Unterstützung, die System und politische Akteure in der Gesellschaft erfahren, sowie die Bereitschaft der Bürger*innen, auch in Krisenzeiten politisch zu partizipieren (Almond/Verba 1963; Easton 1975). Daher wird die Unterstützung für demokratische Werte und Institutionen sowie die Entwicklung politischer Teilhabe im Verlauf der Corona-Krise hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Demokratie in Thüringen untersucht. Die Analyse basiert dabei auf zwei repräsentativen Befragungen der Thüringer Bevölkerung, die im Rahmen der Thüringen-Monitore 1 Mit dem Begriff ‚Anti-Corona-Bewegung' werden die vielfältigen Proteste bezeichnet, die sich im Verlauf der Corona-Pandemie gebildet haben, um gegen die pandemiebekämpfenden Maßnahmen der Politik zu protestieren.