Aus groûen prospektiven Studien wissen wir, dass auch heutzutage noch jeder vierte Patient nach Allgemeinanästhesien in den ersten 24 Stunden mindestens eine Episode von Übelkeit und/oder Erbrechen (Ü&E) erleidet [1 ± 3]. Es ist daher nicht verwunderlich, dass in den letzten 40 Jahren über 4000 randomisierte kontrollierte Studien mit Antiemetika durchgeführt wurden. Diese unüberschaubare Anzahl von Studien hat unterschiedliche und kontroverse Ergebnisse zutage gefördert, so dass es notwendig wurde, alle verfügbaren Daten zur Abschätzung der Wirksamkeit einer antiemetischen Strategie durch systematische Literaturrecherchen zusammenzuführen und quantitativ auszuwerten (¹quantitative systematic reviewª = ¹meta-analysisª). So wissen wir nun, dass Droperidol die Inzidenz von Ü&E auf fast ein Drittel zu reduzieren vermag [4]. Ferner wurde gefunden, dass in den verwendeten Dosierungen Ondansetron wirksamer als Droperidol und Droperidol wiederum wirksamer als Metoclopramid ist [5]. Mehr noch, trotz jahrzehntelanger Applikation von Metoclopramid wissen wir heute, dass diese in den verwendeten Dosierungen nicht zu einer klinisch nennenswerten Reduktion von Ü&E führt [6]. Dem interessierten Leser sei hier der beeindruckende Review über die bisher erschienenen Meta-Analysen zu diesem Thema von M. Tramr empfohlen [7]. Dennoch erscheinen regelmäûig Originalarbeiten in anästhesiologischen Journalen, so dass sich die Frage stellt, welche Bedeutung diese für unsere klinische Praxis haben. Von wesentlicher Bedeutung ist hier natürlich die Fragestellung. Geht es beispielsweise um den einfachen Vergleich von zwei Gruppen, wie z. B. Dexamethason versus Plazebo, so ist aller Wahrscheinlichkeit nach keine neue Information zu erwarten, da dessen Wirksamkeit (ohne eine erhöhte Nebenwirkungsrate) in zahlreichen anderen Studien bereits gezeigt wurde [8]. Es ist daher nur allzu verständlich, dass sich die Begeisterung für derartige Studien bei einigen Lesern in Grenzen hält. Viel interessanter ist jedoch, dass ± ebenso wie in der Chemotherapie ± niedrig-dosiertes Ondansetron mit Dexamethason wirksamer zu sein scheint als hoch-dosiertes Ondansetron alleine [9] und es liegt nahe, dass ähnliche Wirkungen auch für die anderen Serotoninantagonisten (Tropisetron, Granisetron und Dolasetron) existieren. Eine sinnvoll darauf aufbauende Studie könnte z. B. systematisch eine Dosis-Wirkungs-Interaktion untersuchen, um für die Praxis das optimale Mengenverhältnis zu finden [10]. Aufgrund der schon oben erwähnten Vielzahl der Originalarbeiten könnte es daher für den praktisch tätigen Anästhesisten sinnvoll sein, schon anhand der Fragestellung zu entscheiden, ob die nähere Lektüre dieser Arbeit sinnvoll ist, um somit mehr Zeit für die ¹echten Leckerbissenª zu haben, die wirklich etwas Neues bringen. Wenn nun unterschiedliche antiemetische Strategien verglichen werden, so muss auf jeden Fall sichergestellt sein, dass alle wesentlichen Einflussgröûen vergleichbar sind, damit ein signifikanter Unterschied in der Inzidenz von Ü&E auf die Antiemetika zurückge...