Das Prinzip der Kooperativität stellt inzwischen einen Grundpfeiler im Bereich der Multikatalyse dar. Durch die Kombination zweier oder mehrerer Katalysatoren mit mechanistisch unterschiedlichen Aktivierungsmodi, die gemeinsam chemische Prozesse vorantreiben, werden zuweilen Bindungsknüpfungen ermöglicht, zu denen keiner der beteiligten Katalysatoren einzeln imstande wäre. Ein stetig wachsender Teilbereich der Multikatalyse befasst sich mit lichtgetriebenen Ein‐Elektronen‐Transferprozessen, die durch die synergistische Verzahnung von Schwefel‐ oder Selenkatalysatoren mit Photoredoxkatalysatoren aufrechterhalten werden. Reaktionen, die auf diesem Funktionsprinzip beruhen, bergen ein enormes synthetisches Potential, da sie rasche und hoch ökonomische Zugangswege zu komplexen molekularen Strukturen ermöglichen können. Vor diesem Hintergrund ist das Ziel dieses Aufsatzes, jüngste methodische Entwicklungen auf diesem Gebiet näher zu beleuchten und anhand ausgewählter Beispielreaktionen einen allgemeinen Einblick in ihre mechanistischen Grundlagen zu vermitteln.