ZusammenfassungGesundheit ist ein abstrakter Begriff, der von jedem anders interpretiert wird.
Unser Gesundheitssystem orientiert sich an Krankheiten und Gebrechen, obwohl die
Weltgesundheitsorganisation bereits 1946 in ihrer Präambel festgestellt
hat, dass auch das umfassende Wohlbefinden in körperlicher, psychischer
und sozialer Hinsicht berücksichtigt werden sollte. Vor dem Hintergrund
einer umfassenden Beschäftigung mit dem Gesundheitsbegriff wird der
Versuch unternommen, ein heuristisches mehrdimensionales Gesundheitsmodell zu
entwickeln, das diese Schwächen beseitigt. Das Modell ist durch folgende
fünf Dimensionen charakterisiert:1 Neben Krankheiten, Schmerzen und Missempfindungen werden auch das
Wohlbefinden und die Bewegungskompetenz als Kriterien einer positiv verstandenen
Gesundheit in den Blick genommen.2 Prinzipiell ist zu unterscheiden, ob die Beurteilung der Gesundheit
durch den Betroffenen selbst (Selbsturteil) oder durch eine andere Person
(Fremdurteil) erfolgt.3 Entsprechend der WHO-Definition und neuerer Vorstellungen einer
ganzheitlichen Medizin sollte die bio-psycho-soziale Einheit des Menschen
berücksichtigt werden. Die Überrepräsentanz somatischer
Aspekte könnte hierdurch überwunden werden.4 Krankheit und Gesundheit haben eine Entstehungsgeschichte. Viele
Erkrankungen der heutigen Zeit entstehen nicht über Nacht, sondern
über mehr oder weniger lange Zeiträume (retrospektiver Aspekt).
Und nach einer Erkrankung gilt es, zeitlich nach vorn zu schauen (prospektiver
Aspekt), um die neue gewonnene Gesundheit präventiv zu sichern.5 Gesundheit und Krankheit haben darüber auch eine soziale
Dimension. Für das Individuum bedeuten Gesundheit oder Krankheit im
Extremfall Tod oder Leben. Für die Gesellschaft können sowohl
die Gesundheit des Individuums als auch der ganzen Gesellschaft mit erheblichen
Herausforderungen verbunden sein, wie gerade die Corona-Pandemie gezeigt
hat.