Eine städtische Bibliothek ist von Kürzungen bedroht, und Kündigungsgerüchte kursieren. Zufällig zur gleichen Zeit tauchen zwei Freiwillige im Betrieb auf, von der Leiterin über die örtliche Freiwilligenagentur geworben. Sie sollen das lang geplante, von den Festangestellten arbeitsmäßig nicht zu bewältigende Projekt einer Besucheranalyse realisieren. Den Mitarbeitenden ist dieser Plan zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht neu vermittelt worden. Sie erleben Fremde im Haus, beäugen sie misstrauisch und schotten sich dann ab. Es arbeitet doch niemand, ohne etwas dafür zu kriegen! Da muss doch noch eine andere Absicht dahinterstecken. Als die Leiterin dann auch noch wegen Krankheit ausfällt, behindern die Mitarbeitenden die Freiwilligen wo sie nur können. Diese fühlen sich als Fremdkörper und bleiben nach kurzer Zeit weg. -Denen haben wir's gezeigt, denken die Mitarbeitenden. -Unzuverlässige Freiwillige, ärgert sich die Leitung. -Ausgenutzt worden, finden die Freiwilligen. -unglückliches Zusammentreffen, sagt der Berater -Konstruiertes Beispiel, denken Sie als Lesende? Stimmt -aber so etwas passiert häufiger, als Sie denken, auch ohne die sich verschärfende Kündigungsangst. Mit sechs Thesen möchte ich das Thema der Integration von Freiwilligen in Organisationen strukturieren: -These 1: Die Entwicklung der Freiwilligenarbeit in Deutschland seit Beginn des 19. Jh. steht in enger Beziehung zur Entwicklung der Sozialarbeit. Sie lässt sich als eine Bewegung von eigenverantwortlicher zu abhängiger Tätigkeit beschreiben. In der Bürgergesellschaft des 21.Jh. und durch das Vorbild unserer europäischen Nachbarländer wächst ein neues Selbstbewusstsein im Freiwilligenengagement. -These 2: Die Engagementbereitschaft der Deutschen nimmt zu, und gleichzeitig klagen die Organisationen über fehlende Ehrenamtliche. Ein sich wandelnder Freiwilligentypus kommt mit veränderten Erwartungen in die Organisationen. Dadurch entwickeln sich neue Kriterien für die "Freiwilligentauglichkeit" einer Organisation.