Konversion und Konvertiten im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Stand und Perspektiven der Forschung

Abstract

Ein Blick in ein modernes Konversationslexikon zeigt, daß der Begriff »Konversion« (lat. convertere Ð umwenden, umkehren) heutzutage ein weites Bedeutungsfeld besetzt. Die Brockhaus Enzyklopädie von 1990 listet allein elf Bereiche und Fächer auf, in deren Fachsprachen der Begriff Eingang und Verbreitung gefunden hat: Börsenwesen, Chemie, Kernphysik, Kerntechnik, Logik, Medizin, Psychologie, Recht, Sprachwissenschaft, Wirtschaft und schließlich Religionswissenschaft und Theologie. 2 Bei einer Beschäftigung mit innerchristlichen Bekenntniswechseln in den drei frühneuzeitlichen Jahrhunderten sind für eine genauere Bestimmung des Begriffs Konversion natürlich die zuletzt genannten Bereiche von Interesse. 3 Allgemein gilt, daß im biblischen Sinn »Konversion« eine Rück-1 Leicht erweiterte und mit den notwendigen Anmerkungen versehene Fassung meines Vortrags im Rahmen der Düsseldorfer Tagung; der gesprochene Wortlaut wurde im wesentlichen beibehalten. 2 Art. Konversion. In: Brockhaus Enzyklopädie 19 12 (1990), S. 320f.; der Bereich der (Religions-)Soziologie bleibt merkwürdigerweise unerwähnt; zur Entwicklung der (religions-)soziologischen Forschung, die sich in den letzten 25 Jahren dem Phänomen der religiösen Konversion verstärkt zugewandt hat und durch eine zunehmende Ausdifferenzierung im Hinblick auf Zugänge und Methoden charakterisiert ist, vgl. Franz Wiesberger: Bausteine zu einer soziologischen Theorie der Konversion.