Hofmannsthals späte Komödien »Der Schwierige« und »Der Unbestechliche« liegen uns als Beispiele vollkommen realisierter Gattungsgestalten vor. In ihrer Durchführung, ihrer dramatischen Stringenz wie in der Folgerichtigkeit ihrer Finalisierung entfalten sie die Möglichkeiten der Charakterkomödie in einer Perfektion, die ihnen Einlass in den kleinen Kanon der deutschen Lustspiele verschafft hat. Und doch kann die Vollendung, mit der uns diese Texte entgegentreten, nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hofmannsthals Komödie kein konsistentes Genre darstellt. Zieht man die ihnen vorausliegenden, gleichzeitigen und nachfolgenden dramatischen Projekte heran, die sich der komischen Form annähern, trifft man auf lose Gattungsaggregate, die sich der dramatischen Zuspitzung entziehen, die die Komödien »Der Schwierige« und »Der Unbestechliche« kennzeichnet. Die Projekte »Silvia im ›Stern‹« und »Cristinas Heimreise«, darüber hinaus die zahlreichen Lustspielfragmente, die uns die Kritische Ausgabe zugänglich gemacht hat, sind treffender als Komplexe zu beschreiben, in denen der Autor mit Elementen und Strukturen der Komödie jenseits fester Gattungsgrenzen experimentiert. Die publizierten Skizzen und Entwürfe erzeugen den Eindruck einer beweglichen, unabschließbaren und disseminierenden Textmenge, die für sich selbst genommen wenig Bestand hat. Bei den Skizzen handelt es sich überwiegend um Dialogfragmente. Hofmannsthals Notizen liefern in erster Linie Gesprächstexturen oder Gesprächskerne, d.h., sie entwickeln keine Handlungen, sondern produzieren soziales Gewebe, dessen Funktion darin besteht, Kommunikation auch unter kritischen-genauer: tragischen-Bedingungen in Gang zu halten. 1 In immer neuen Ansätzen beobachten und reproduzieren sie einen mikrologischen Vergesellschaftungsprozess, wie er sich modellhaft und für Hofmannsthal maßgeblich in der Soziologie Georg Simmels beschrieben findet. Simmel folgend, zeigen die Gespräche der Komödie Ge