Kohärenzsinn als Prädiktor und Suppressor bei der Unterscheidung von Gesundheit und Krankheit

Abstract

Zusammenfassung. An einer Stichprobe von 5133 Befragungspersonen beiderlei Geschlechts im Alter zwischen 40 und 65 Jahren wurde der Frage nachgegangen, ob Kohärenzsinn (“Sense of Coherence”, SOC) bei der Trennung von kranken und gesunden Probanden relativ zu den Dimensionen Neurotizismus, Depressivität, Optimismus und soziale Unterstützung einen eigenständigen Beitrag leistet. Operationalisiert wurde Kohärenzsinn durch die 29 Items umfassende Skala von Antonovsky (1987 , SOC-A) und durch eine Skala mit 19 Items, die in Heidelberg entwickelt wurde (SOC-HD). In logistischen Regressionen trugen Alter und Geschlecht am stärksten zur Trennung der Gruppen bei. Von den Persönlichkeitsmerkmalen waren Neurotizismus und Depressivität am erklärungsmächtigsten. Mehrfach leistete zudem auch Kohärenzsinn einen signifikanten Beitrag, wobei das Diskriminations-Inkrement jedoch durch Suppression kriteriumsirrelevanter Varianzanteile in der Prädiktorenkombination auftrat. Diese Suppressionswirkung trat nur bei SOC-HD, nicht aber SOC-A auf. Darüber hinaus war die Wechselwirkung zwischen SOC und der Zahl kritischer Lebensereignisse, die vor dem Hintergrund der salutogenetischen Konzeption erwartet werden musste, nicht zu beobachten. Die Ergebnisse begründen somit ernste Zweifel an der theoretischen Eigenständigkeit von Sense of Coherence und beschränken die Nützlichkeit der SOC-HD-Skala bei der Aufklärung von Gesundheits-Krankheitsunterschieden auf eine Suppressionswirkung.

Incremental validity of sense of coherence, neuroticism, extraversion, and general self-efficacy: longitudinal prediction of substance use frequency and mental health

“…In many cases SOC had incremental validity over N, E, and GSE. Consequently, we have to refute earlier claims that SOC is merely measuring other traits in disguise [ 14 , 61 ]. The oft-documented high correlation with neuroticism also emerged in our data [ 68 ].…”

“…Previous research has questioned the distinctiveness of SOC as considerable variance overlap with N has been demonstrated [ 61 – 64 ]. The case has been made that SOC measures N indirectly to the degree that it taps into aspects of emotional stability inadvertently [ 65 ].…”

Die Sense of Coherence Scale von Antonovsky und das Vorliegen einer psychiatrischen Diagnose

“…Also descriptive values, respecting age and gender for the three forms of the SOC are referred. Additionally all three SOC forms for the whole sample are contrasted with SOC scores of subjects who a) never fulfilled criteria for a psychiatric disorder in their lifetime, b) fulfilled criteria for a psychiatric disorder once in their lifetime, and c) fulfilled criteria for a psychiatric disorder in the last [12], die zwar statistisch signifikante, aber sehr geringe Korrelationen zwischen Kohärenzgefühl und körperlichen Erkrankungen gefunden haben. Darüber hinaus ergeben ihre Analysen, dass das Kohärenzgefühl bei der Unterscheidung von gesunden Probanden und Probanden mit einer körperlichen Erkrankung kein eigenständiger Prädiktor ist, sondern in der Hauptsache über die hohen Korrelationen mit Mes-bensgeschichte oder aktuell auf die Ausprägung des SOC auswirkt.…”

Kohärenzempfinden (Sense of Coherence) bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten für Allgemeinmedizin

“…In empirischen Untersuchungen zum SOC ergibt sich eine hohe negative Korrelation zu € Angstlichkeit, Depressivität und Neurotizismus [4,5]. Positiv korreliert sind psychisches Gesundheitsbewusstsein, Lebenszufriedenheit und der konstruktive Umgang mit Stress [3].…”