Mit dem Fortschreiten der Erkrankung wird in unserem Falle schließlich gerade jenes System, dessen Aktivierung das Virus zunächst bewirkte, auf das schwerste geschädigt, wobei die Defekte in den Zellen, die der Nekrose entgehen, im Cytoplasma wieder besonders auffällig sind. Verlorengegangen ist anscheinend vor allem die Fähigkeit zur Nachbildung von Nucleinsäure, ganz ähnlich wie es auch für die dauergeschädigte motorische Vorderhornzelle bekannt ist. Im ganzen hat die Erkrankung Ähnlichkeit mit den Vorgängen, die sich an Vorderhornzellen während einer Infektion mit Poliomyelitis-"Erregern" abspielen. Beide Virusgruppen besitzen ja enge verwandtschaftliche Beziehungen. Auch bei der Erkrankung der Vorderhornzelle ist der Erkrankungsbeginn durch gesteigerte Aktivität des hier besonders umfangreich ausgebildeten, eiweißproduzierenden Systems ausgezeichnet, während in den Spätstadien wiederum dieses System die schwersten Schäden davonträgt. Der Muskel bleibt in seiner Reaktion auf ein Virus 24 A. Claude, Science [New York] 97, 451 [1943]; W. Schneider u. G. Hogeboom, Canc. Res. 11, 1 [1951]. der Poliomyelitisgruppe mithin im Rahmen entsprechender Reaktionen des ZNS. Zur Kennzeichnung des eiweißproduzierenden Systems mag die Vermutung ausgesprochen werden, daß es in seinen cytoplasmatischen Anteilen mit der. von Claude 24 aus Zellhomogenaten isolierten submikroskopischen Granulafraktion identisch ist, über deren Verteilung im Zellplasma allerdings kaum etwas bekannt ist. Ausgezeichnet ist diese Fraktion durch ihren hohen Gehalt an Ribonucleotiden, deren Anteil mit fallender Teilchengröße noch zunimmt. Da Chantrenne 25 gleichzeitig eine Abnahme des Enzymgehaltes findet, werden Angaben über den Wirkungsmechanismus gerade der nucleinsäurereich-sten Einheiten ebenso unsicher wie entsprechende Aussagen über die Wirkung ähnlich großer und ähnlich zusammengesetzter Viruskörper. Frau Paule Ehm und Fräulein Hildegard Dür-wald danken wir für die sorgfältige Durchführung der histologischen Arbeiten und der Impfungen, Fräulein Carla Pienitz. für die Erledigung der phototechnischen Arbeiten. 25 H. Chantrenne, Biochim. biophysica acta [Amsterdam] 1, 437 [1947]. Es wurden vergleichende morphologische, histochemische Untersuchungen sowie flammeiiphotometrisehe Bestimmungen von Kalium und Natrium an der Muskulatur von saugenden Mäusen und Meerschweinchen durchgeführt, die mit Coxsackie-A-Virus infiziert worden waren. Bei den Säuglingsmäusen wurde aui3er den bekannten destruktiven Skeletmuskelverände-rungen im Verlaufe der Infektion ein Abfall des Muskelkaliums und ein Anstieg des Muskelnatriums festgestellt. Bei den saugenden Meerschweinchen blieben markante morphologische Veränderungen am Skeletmuskelgewebe aus; dagegen fanden sich 2 Tage nach der Virusinfektion ebenfalls signifikante Senkungen der Kaliumwerte und eine Vermehrung des Muskelnatriums. Die Befunde werden als Zeichen einer funktionell und anatomisch inapparenten Muskelgewebsläsion durch die Virusinfektion gedeutet. Z wei wesentliche, von den Entdeckern der Coxsackie-Vir...