ZusammenfassungAnhand einer retrospektiven Narkoseprotokollauswertung sollte der Frage nachgegangen werden, wie hoch die narkosebedingte Todesfallrate (Todesfälle im Zeitraum von der Narkoseeinleitung bis Ende der Aufstehphase) und die anästhesieassoziierte perioperative Todesfallrate (Todesfälle nach der Aufstehphase, aber noch während des Klinikaufenthaltes) bei 1.989 in Allgemeinanästhesie untersuchten beziehungsweise behandelten Pferden im Zeitraum von 2006 bis 2011 war. Ferner sollte geprüft werden, welche Faktoren zu einer Erhö-hung des Narkoserisikos beigetragen haben. Die Grundlage lieferten die Narkoseprotokolle von 2.440 narkotisierten Pferden über den Zeitraum von der Narkoseeinleitung bis einschließlich der Aufstehphase und der postoperativen Phase bis zur Entlassung oder zum Tod. Insgesamt 1.989 Narkosefälle konnten für die statistische Analyse herangezogen werden. Anhand der in den Narkoseprotokollen vermerkten Befunde wurden alle narkotisierten Pferde gemäß der US-amerikanischen Fachgesellschaft für Anästhesiologie einer Risikogruppe (ASAKlasse) zugeordnet. In 93,5 % der Fälle wurden Narkosen bei ASA-1 Patienten und in 6,5 % bei Risikopatienten (ASA-Klasse 2 -5) durchgeführt. Der Anteil an Inhalationsnarkosen betrug 89,2 %. 10,8 % der Narkosen waren Injektionsnarkosen. Zum größten Teil (93,2 %) handelte es sich um planbare (elektive) Eingriffe. Nur 6,8 % waren Notoperationen. Kein Pferd starb während der eigentlichen Narkose (Einleitung bis zum Verbringen in die Aufwachbox). Vier der 1.989 Pferde kamen im Rahmen der Aufstehphase ums Leben. Die narkosebedingte Todesfallrate betrug somit 0,2 % (4/1.989). Sechs der 1.985 Pferde, die Narkose und Aufstehphase überlebt hatten, verstarben nach der Aufstehphase, aber noch während des Klinikaufenthaltes (anästhesieassoziierte perioperative Todesfallrate 0,3%). Dementsprechend lag das gesamte Narkoserisiko (narkosebedingte Todesfallrate+ anästhesieassoziierte perioperative Todesfallrate) bei 0,5 % (10/1.989). Das Todesfallrisiko korrelierte mit der ASA-Klasse bzw. mit dem Gesundheitszustand des Patienten. Nach Ausschluss der Risikopatienten betrug das gesamte Narkoserisiko für die verbliebenen 1.859 Patienten noch 0,3 % (6/1.859). Dem gegenüber stieg das gesamte Narkoserisiko für Pferde mit Vorerkrankungen (ASA 2 -5) auf 3 % (4/130) an. Für Pferde mit Kolik, die oft ein hoch-bis höchstgradig gestörtes Allgemeinbefinden (ASA 4 -5) aufwiesen, wurde eine narkosebedingte Todesfallrate von 3,6 % (2/55) ermittelt. Schlechtes Allgemeinbefinden vor der Anästhesie (p = 0,004) und längere Narkosedauer (p = 0,002) führten zu einer signifikanten Erhöhung des Risikos, Narkose und Eingriff nicht zu überleben. Vornehmlich alte Pferde waren von erschwerten Aufstehphasen betroffen (p < 0,001). Pferde mit einem gestör-tem Allgemeinbefinden entwickelten öfters eine intraoperative Hypotonie (p < 0,001) und zeigten vermehrt erschwerte Aufstehphasen (p < 0,001). Zusätzlich bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen einem schlechtem Allgemeinzustand und der Entstehung von po...