Zusammenfassung
Hintergrund und Ziele
Das Fach Rechtsmedizin unterscheidet sich strukturell und inhaltlich sehr von anderen medizinischen Disziplinen. Da zu Arbeitsbelastung und Berufszufriedenheit der Rechtsmediziner*innen im deutschsprachigen Raum bislang wenig bekannt ist, wurden diese Aspekte über eine Online-Befragung untersucht.
Material und Methoden
Der Fragebogen wurde im September 2019 online an 436 rechtsmedizinisch tätige Ärzt*innen verschickt. Er enthielt je nach Antwortverhalten der Teilnehmer bis zu 53 Fragen zu den Themen Arbeitsbelastung und -zufriedenheit, Weiterbildung, Karriere, Forschung, Beruf vs. Privatleben und Generationenwandel. Die psychosoziale Arbeitsbelastung wurde anhand des Modells der beruflichen Gratifikationskrisen überprüft.
Ergebnisse
Von 199 bearbeiteten Fragebogen waren 181 vollständig ausgefüllt und konnten ausgewertet werden. Der Großteil der Befragten war zufrieden mit der Routinetätigkeit. Die Hälfte der Weiterbildungsassistent*innen (WBA) war zufrieden mit den institutsinternen Weiterbildungsbedingungen. Nur etwas mehr als ein Drittel der Befragten war zufrieden mit der wissenschaftlichen Tätigkeit; die Hälfte der befragten Ärzt*innen forschte aktiv. Die psychosoziale Arbeitsbelastung war bei einem mittleren ER-Quotienten von 1,24 insgesamt eher hoch. Es zeigten sich keine Unterschiede bezüglich Arbeitsbelastung und -zufriedenheit zwischen Assistenz- und Fachärzt*innen. Nur wenige WBA strebten eine zukünftige Leitungsposition an.
Diskussion
Die (hohe) psychosoziale Arbeitsbelastung der Rechtsmediziner*innen ist vergleichbar mit anderen medizinischen Fachrichtungen. Die gleichzeitig hohe Arbeitszufriedenheit könnte für eine Inkaufnahme der (Mehr‑)Belastung aufgrund einer hohen intrinsischen Motivation sprechen. Aus den erhobenen Daten lässt sich Handlungsbedarf zur Etablierung optimierter Bedingungen für Forschung und institutsinterne Weiterbildung ableiten.