Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund der hohen Adipositaspr?valenz hat in den letzten Jahren die Zahl bariatrisch-chirurgischer Operationen in Deutschland deutlich zugenommen. In dieser ?bersichtsarbeit werden Wirksamkeit, Risiken und Probleme der chirurgischen und der konservativen Adipositasbehandlung dargestellt und daraus Schlussfolgerungen f?r die (Weiter-)Entwicklung einer individualisierten Adipositastherapie gezogen.
Die grunds?tzliche Wirksamkeit der Adipositaschirurgie im Hinblick auf Gewichtsabnahme und (zumindest zeitweilige) Besserung von Komorbidit?ten ist unbestritten. Bei den etablierten Verfahren der Adipositaschirurgie sind die mitgeteilten Risiken in qualifizierten Zentren relativ niedrig; da es sich um elektive Eingriffe handelt, sind aber die Mortalit?t und Morbidit?t, die H?ufigkeit von Therapieversagen und Zweiteingriffen besonders zu beachten. Die vielf?ltigen, irreversiblen, nicht selten schwerwiegenden und auch potenziell lebensbedrohlichen Folgen bariatrischer Operationen machen lebenslang eine konsequente, fach?bergreifende Nachsorge und n?tigenfalls Therapie (insbesondere Substitution bei Malassimilation) erforderlich. ?ber die langfristigen Auswirkungen der operativ ver?nderten Anatomie und Funktion der Verdauungsorgane ist wenig bekannt; bis zur m?glichen Manifestation klinischer Probleme k?nnen (viele) Jahre vergehen.
Die konservative Adipositasbehandlung ist risikoarm, die Wirksamkeit multimodaler Therapiekonzepte (auch mittel- und langfristig) inzwischen durch Studien belegt. Bei (fast) allen adip?sen Patienten sollte daher ausreichend lang und nachdr?cklich eine individuell angepasste konservative Therapie erfolgen, erst bei deren Erfolglosigkeit die Option einer bariatrischen Operation (im Sinne einer ?Ultima Ratio?) gepr?ft werden. Allerdings hat in Deutschland bislang keine allgemein verf?gbare (und ad?quat verg?tete) Behandlung in die Versorgungsstrukturen Eingang gefunden.