Erfahrungsbasiertes Lernen psychodynamischer Interventionen

Prädiktoren des Lernerfolges eines erfahrungsbasierten Trainingsseminars zu psychodynamischen Interventionen

“…Zudem gibt es eine allgemeine Entwicklung hin zu erfahrungsbasierten Lehrformaten [Ravitz und Silver, 2004;McNaughton et al, 2008;Sharpless und Barber, 2009;Kühne et al, 2018]. Erfahrungsbasiert bedeutet hier ein Lernen am konkreten Erleben mit einem zyklischen Ablauf von Erfahrung, Reflexion, Modellbildung und dem Ausprobieren neuer Handlungsmöglichkeiten [Ehrenthal, 2019]. Viele der benannten Modelle sind jedoch entweder für die Anwendung in der Medizinausbildung oder nordamerikanische Studiensysteme konzeptualisiert und daher nur begrenzt übertragbar.…”

“…Historisch stand für die Ausbildung in den psychodynamischen Verfahren -im deutschen Kassensystem die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die analytische Psychotherapie -vor allem die Entwicklung einer "psychoanalytischen Identität" durch die Trias von theoretischer Fortbildung, Behandlung unter Supervision sowie Selbsterfahrung im Fokus [Ehrenthal, 2019]. Zudem hat auch eine gewisse Orthodoxie in der Diskussion innerhalb der zugehörigen Berufsverbände dazu beigetragen, dass insbesondere das strukturierte Üben von Interventionen zumindest offiziell weniger in den Vordergrund gestellt wurde.…”

Neue Lehrformen zur Förderung therapeutischer Kompetenzen

“…Dadurch besteht die Gefahr, dass Therapeutinnen in Aus-und Weiterbildung interventionsbezogene Handlungserfahrungen erstmals im Kontakt mit echten Patientinnen machen, dadurch real zu Beginn ihrer Behandlungshistorie eine geringere Kompetenz haben, sich somit unnötig unsicher fühlen, damit hinter ihren interventionellen Möglichkeiten zurückbleiben und letztlich weniger hilfreich sind (vgl. [3]).…”

“…Ziel muss sein, in der Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlicher therapeutischer Erfahrungsstufen und didaktischer Kompetenzen Lernziele sowie zugehörige Aufgaben zu definieren, im Verlauf zu überprüfen und zu überarbeiten. Kompetenzbasierte Lehre kann sogar helfen, das Verstehen zentraler theoretischer Konstrukte zu erleichtern [3]. Diese Diskussion sollte anderer Stelle weitergeführt werden.…”

“…Der subjektive Kompetenzzuwachs war signifikant mit einem insgesamt großen Effekt (d = 0,82). Zudem zeigten sich im Vergleich einer The-rapiesitzung vor mit einer nach dem Seminar eine signifikante Zunahme des Klarifizierens (d = 0,74) sowie eine signifikante Verbesserung der Interventionskompetenz im Klarifizieren (d = 0,91) und Spiegeln (d = 0,67).Ehrenthal[3] untersuchte den subjektiven Kompetenzzuwachs von Masterstudentinnen der Psychologie in einem erfahrungsbasierten, praxisorientierten Seminar zur psychodynamischen Anamneseerhebung sowie einem Seminar zur evidenzbasierten psychodynamischen Kurzzeittherapie im Umfang von jeweils 27 Stunden. Hier zeigten sich für das Anamnese-Seminar (d = 2,52, N = 36), sowie für das Interventionsseminar Kurzzeittherapie (d = 2,89, N = 39) ein signifikanter subjektiver Kompetenzgewinn und insgesamt eine große Zufriedenheit mit den Seminarformaten.…”